Jeder kennt sie, alle lieben sie, die meisten hatten wahrscheinlich sogar schon mal ein eigenes: Haustiere.

Wir wissen, dass wir Menschen Hunde und Katzen, Meerschweinchen, Wellensittiche und so weiter gerne als Haustiere halten. Es sind Tiere zum Anfassen, zum Liebhaben; Tiere, zu denen wir eine persönliche Bindung eingehen können. Tiere, die von uns abhängig sind und daher auch eine Bindung zu uns aufbauen. Oder vielleicht auch, weil sie uns mögen…?

Aber was sind eigentlich die Qualitäten, die ihnen diesen besonderen Titel verleihen? Warum sind Löwen zum Beispiel keine Haustiere? Klar, sie sind riesig und gefährlich. 

Aber wie sieht’s mit Füchsen aus? Kann man die eigentlich so halten, wie einen Hund? Oder vielleicht ein Wolf? Viele Menschen hätten bestimmt gerne so ein eindrucksvolles Haustier.

Die Antwort ist leider nein. Und zwar, weil sie nicht domestiziert sind.

 

Domestizierung

 

Die Domestizierung ist ein Prozess, der über Generationen hinweg eine Tierart so verändert, dass sie irgendwann zu Haustieren werden. Dabei werden die zu domestizierenden Tiere von der Wildart isoliert und so selektiert, dass bestimmte gewünschte Eigenschaften immer präsenter werden und andere immer mehr abnehmen. 

Der Wolf ist zum Beispiel, wie viele wissen werden, die wilde Stammform des Hundes. Die Domestizierung von Hunden hat wahrscheinlich (das ist noch ein Streitpunkt) vor ca. 23.000 Jahren begonnen [1] https://www.pnas.org/content/118/6/e2010083118 , was bestimmt ein Grund dafür ist, dass sie heute so perfekt an den Menschen angepasste Begleiter sind. 

Aber die lange Zeit ist nicht der einzige Grund. Es gibt nämlich Tiere, die schwerer zu domestizieren sind, als andere. Manche Tiere, Zebras zum Beispiel, wurden trotz mehrerer Versuche nie domestiziert. Dafür war das schlicht und einfach zu anstrengend [2] https://www.tierwelt.ch/news/wildtiere/warum-wurden-zebras-nie-domestiziert . Zebras sind so wild und unberechenbar, dass sie sehr schwer zu zähmen sind.

Und das hat zur Folge, dass die Menschen einfach nicht den Willen und die Ausdauer hatten, Zebras zu domestizieren.

Denn neben der Zeit ist das die zweite Zutat für die Domestizierung das Engagement der Menschen. Tiere, die sich nur wehren und gar keine Lust haben, gezähmt zu werden, eignen sich nicht so gut als Begleiter. Mit den Wölfen lief das anders. Wolf und Mensch haben sich schon zur Eiszeit angenähert und sind immer mehr eine Art Symbiose eingegangen [3] https://www.youtube.com/watch?v=UNN0qw6aPKQ&t=327s .

 

Vergleich Hund und Wolf

 

Hunde sind extrem vielfältig. Wenn man sich einen Chihuahua und einen Husky anschaut, möchte man fast anzweifeln, dass beide derselben Familie angehören. Da haben Schäferhunde und Wölfe schon mehr Ähnlichkeit. Trotzdem gibt es einige Eigenschaften, die den Hunden durch die Domestizierung gemein ist und welche sie gegenüber den Wölfen abgrenzen. Da wäre einmal das zahme Temperament, die Gelehrigkeit und die Fähigkeit zum Schwanzwedeln. Weiterhin hat sich auch die Kopfform verändert: Schädel, Zähne und auch das Gehirn wurden kleiner [4] https://www.nationalgeographic.de/wolf/vom-wolf-zum-wuffi . Auch ein wichtiger Unterschied: Wölfe sind Fleischfresser, Hunde Allesfresser. Daran erkennt man sehr deutlich, wie sich der Hund an den Menschen angepasst hat. Seine Nahrung kann er theoretisch aus den Essensresten der Menschen bekommen. Einen kleinen Steckbrief mit verschiedenen Merkmalen zu Hunden und Wölfen findet ihr hier.

 

Unterschied zu zahmen Wildtieren

 

Was unterscheidet aber domestizierte Tiere von Wildtieren, die einfach gezähmt wurden? Das Zähmen kann vielleicht als eine wichtige Voraussetzung zur Domestizierung angesehen werden. Zebras lassen sich schwer zähmen, was zur Folge hat, dass die Menschen keine Lust hatten, mit ihnen ihre Zeit zu verschwenden und so wurden sie nie domestiziert.

Aber ein zahmes Wildtier ist etwas ganz anderes als ein Haustier. 

Verhaltensweisen kann man zwar durch das Zähmen anpassen, aber nicht die Bedürfnisse des Tieres. Sprich: Man kann vielleicht dafür sorgen, dass ein Tiger einen nicht mehr bei der erstbesten Gelegenheit angreift. Aber ihm das Bedürfnis danach abzutrainieren, täglich ca. 20-25 km umherzustreifen und zu jagen, wird schon schwieriger sein.

Man muss bedenken, dass Wildtiere normalerweise ihrem natürlichen Lebensraum entrissen und mit großer Anstrengung gezähmt werden. Es wird viel Zeit darauf verwendet, den Tieren arttypische, unerwünschte Instinkte und Verhaltensweisen auszutreiben. Bei domestizierten Tieren ist es deutlich weniger Aufwand, sie zu einem guten Haustier auszubilden.

Kehren wir zum Beispiel Hund zurück: Über Jahrtausende hat sich dieser an Menschen gewöhnt und ist mittlerweile glücklich an unserer Seite. Wir sehen, dass Hunde uns “gefallen wollen” (je nach Persönlichkeit mal mehr, mal weniger). Sie suchen unser Lob und unsere Zuneigung. Und sie sind am glücklichsten, wenn ein gutes Verständnis zwischen Halter*in und Hund herrscht. 

So geht es wilden Tieren aber nicht. Sie wären wahrscheinlich glücklicher, wenn wir sie einfach in Ruhe ihr Ding machen lassen würden. Ich glaube viele Menschen verstehen gar nicht, wie glücklich wir uns schätzen können, dass manche Tiere tatsächlich von ihrem Wesen her gerne bei uns sind. Nein, diese Tiere sind dann schon zu langweilig und man hätte doch viel lieber einen Wolf oder sogar Tiger als Haustier. Das ist doch irgendwie absurd, oder? Wie es Wildtieren ergehen kann, wenn sie als Haustiere gehalten werden, werde ich in einem zukünftigen Beitrag noch einmal genauer untersuchen.

Zunächst einmal wollen wir festhalten, dass Domestizierung ein langwieriger und komplizierter Prozess ist, der allerdings das wunderbare Ergebnis hat, dass es einige Tiere auf der Welt gibt, die gerne mit uns Menschen zusammen leben.

von Freddy

Wenn ihr euch mit den Praktiken der Massentierhaltung beschäftigt, wisst ihr sicherlich, dass männliche Küken, die von Legehennen ausgebrütet werden, oft geschreddert und dann weggeworfen werden. Das liegt daran, dass männliche Küken natürlich nicht zu Legehennen heranwachsen können, als Masthuhn eignen sie sich aufgrund der Legehennen-Gene aber auch nicht [1] https://www.landsiedel-seminare.de/weltretter/ressourcen/lexikon/kuekenschreddern.php .

Die Tierhaltung ist heutzutage nämlich so optimiert, dass Hühner, die nicht explizit als Masthühner gezüchtet werden, sich als solches einfach nicht lohnen, da sie nicht schnell genug wachsen. Masthühner setzen nämlich unglaublich schnell Fleisch an, und zwar so schnell, dass sie sich oft gar nicht mehr richtig auf den eigenen Beinen halten können, bzw. Fehlstellungen entwickeln [2] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/masthuehner (unter “Veränderter Körperbau”) . Das liegt natürlich zum Teil am Futter, aber eben auch an der Züchtung.

Definitiv alles sehr natürlich.

Jetzt wisst ihr vielleicht auch, dass das Kükenschreddern ab Anfang 2022 verboten werden soll [3] https://www.sueddeutsche.de/politik/kuekenschreddern-verbot-bundestag-1.5299741 . Wozu also dieser Beitrag? Ist das Thema damit nicht abgehakt?

Hoffen wir es mal. Dennoch finde ich aber, an diesem Beispiel kann man gut ein paar grundsätzliche Überlegungen anstellen.

Wer von dem Kükenschreddern erfährt, ist, falls ihm oder ihr Tiere nicht allgemein egal sind, oft geschockt und angeekelt. Das kann doch nicht sein, dass man gesunde Tiere einfach so tötet und wegwirft? Und das nur, weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt?

Ich sehe das ganz genauso und ich finde, diese Praxis zeigt sehr deutlich, wie das System funktioniert. Nämlich fernab von einem Interesse für das Wohl der Tiere und sehr nah am Profit.

Ich möchte damit jetzt auch nicht einzelne Landwirt*innen an den Pranger stellen, die das so machen. Vielleicht haben diese ja wirklich keine Wahl und können es sich nicht leisten, männliche Küken aufzuziehen, die nicht den maximalen Gewinn einbringen.

Man kann sich viel eher mal vor Augen führen, was das für ein System ist, in dem man zu solchen Maßnahmen greifen muss. In dem es sogar gängige Praxis ist, zu solchen Maßnahmen zu greifen.

Um zurück zum Punkt zu kommen: Der Aufschrei wegen des Kükenschredderns ist groß. Was wohl auch ein Grund für das kommende Verbot sein dürfte.

Mein Freund zum Beispiel, Mischköstler, achtet schon lange darauf, wenn, dann nur Eier zu kaufen, bei denen garantiert wird, dass die männlichen Küken aufgezogen werden.

Das finde ich gut, ich habe mich nur gefragt: Wenn das Grund genug ist, diese Eier nicht zu kaufen.. warum dann nicht vegan sein?

Diese Frage kann man etwas umformulieren: Ist es schlimmer, Tiere unter Qualen aufzuziehen und dann zu essen? Oder sie direkt nach der Geburt zu töten und dann wegzuschmeißen?

Als überzeugte*r Veganer*in kann einem diese Frage vielleicht bescheuert erscheinen, ich zumindest denke mir sofort: Beides ist schrecklich und nichts davon will ich unterstützen!

Aber es gibt eben auch Menschen, die das Kükenschreddern als deutlich schlimmer ansehen. Schlimm genug sogar, um es zu boykottieren, die aber trotzdem Fleisch essen. Warum?

Grundsätzlich gibt es erstmal zwei Herangehensweisen, um eine Handlung als moralisch gut oder schlecht zu bewerten. Man kann einerseits auf die Intention achten: Was sollte mit der Handlung erreicht werden und aus welchen Motiven wurde sie ausgeführt? Andererseits kann man auf die Konsequenzen achten: Was ist wirklich geschehen, welche Auswirkungen hatte die Handlung?

Diese beiden Ansätze können ein und dieselbe Handlung ganz unterschiedlich bewerten, man denke an das Sprichwort: “Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.”

 

Kleiner ethischer Exkurs

Ein Beispiel für eine ethische Lehre, bei der es auf die Konsequenzen ankommt, wäre der Utilitarismus. Eine Handlung ist genau dann moralisch gut, wenn sie das Gesamt-Glück aller maximiert und das Gesamt-Leid aller minimiert. Eine Handlung mit den besten Motiven kann hier als moralisch schlecht bewertet werden, wenn sie das Gesamt-Glück ein wenig verringert.

Kant mit dem kategorischen Imperativ (“Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”) schaut dabei nur auf die Intention, darauf, was man “wollen kann”. Hier findet die moralische Bewertung vor der Handlung statt und es ist egal, welche eventuell unerwünschten Auswirkungen sie hat. Man kann es vielleicht auch als Entscheidungshilfe ansehen.

Nun werden diese beiden Ansätze (Intention oder Konsequenzen) im Alltag normalerweise nicht ganz so strikt voneinander getrennt wie bei den beiden ethischen Lehren. Aber trotzdem kann man erkennen, ob jemand eher zur einen oder anderen Seite tendiert. Bei manchen Handlungen muss man sich sogar im Endeffekt für eine Seite entscheiden. Wenn ich etwas gesagt habe, was jemanden verletzt, das aber überhaupt nicht so gemeint habe: Habe ich dann ein schlechtes Gewissen, weil ich die Person verletzt habe? Oder nicht, weil ich es ja nicht so gemeint habe?

Ein schlechtes Gewissen und moralische Überzeugungen kann man natürlich nicht gleichsetzen, aber ich glaube ihr wisst, worauf ich hinaus will.

 
Also, was ist nun schlimmer: Kükenschreddern oder Aufzucht und Verarbeitung zu Fleisch?

Ich würde sagen, das kommt darauf an, welchen ethischen Ansatz man hier verfolgt. Von den Motiven her betrachtet, könnte man sagen, dass das Kükenschreddern schlimmer ist. Es ist schon moralisch sehr verwerflich, massenhaft Tiere einfach wegzuwerfen, nur weil sie einem keinen Gewinn bringen. (Hier noch einmal der Hinweis, dass ich niemanden direkt verurteilen möchte, dessen Situation ich nicht kenne. Ich gehe hier davon aus, dass man eine echte Wahl hat.) Tiere aufzuziehen und als Fleisch zu verkaufen, erfüllt immerhin noch einen Zweck, nämlich Menschen mit Essen zu versorgen. Die Notwendigkeit davon würde ich vielleicht anzweifeln, aber es ist wenigstens kein sinnloses Töten.

Wie sieht allerdings die Sache aus, wenn man sie utilitaristisch betrachtet? Hier begibt man sich auf etwas dünneres Eis. Ich würde schon sagen, dass es einem Masthahn – zu dem ein solches Küken werden würde, wenn es nicht direkt getötet würde – in seinem Leben sehr schlecht geht. Im Durchschnitt erfährt er wahrscheinlich deutlich mehr Leid als Glück.

Also könnte man sagen: Besser direkt töten und das Leid ersparen? Schwierig.

Ist ein Leben weniger lebenswert, nur weil es von Leid geprägt ist? Nein, natürlich nicht.

Und hier haben wir das Problem, ich kann wirklich nicht sagen, was die schlimmeren Auswirkungen hat, Töten oder Aufzucht.

Vielleicht kann man festhalten, dass beides einfach schrecklich ist.

 

Eigene Meinung:

Ich habe jetzt versucht, ein bisschen theoretisch zu argumentieren, wie man an die Sache herangehen kann. Ich denke das kann eine gute Hilfe sein, die eigenen Gedanken zu sortieren. Zum Abschluss noch meine eigene Meinung, über die wir in den Kommentaren gerne diskutieren können.

Ich würde einen Menschen, der freiwillig (!) Tiere aus einer Kosten-Nutzen-Abwägung wegwirft, definitiv härter verurteilen, als einen, der mit seiner Tierhaltung zur Lebensmittelversorgung beiträgt. Von diesem Standpunkt aus ist es auch nachvollziehbar, das Kükenschreddern eher als das Fleisch essen zu verurteilen.

Als Veganerin kommt es mir aber auf das Wohl der Tiere an, deswegen würde ich in diesem Fall eher auf die Konsequenzen als auf die Intentionen achten. Und diese Herangehensweise ist, wie oben dargelegt, nicht ganz einfach. Ich möchte ungern eins als besser oder schlechter ansehen. Ich denke das Kükenschreddern ist Teil eines sehr verwerflichen Systems, in dem ein Tierleben viel zu wenig oder sogar gar nichts wert ist. Und dieses System muss sich ändern. Und das Abschaffen des Kükenschredderns ist vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung, aber bei weitem noch nicht genug.

von Freddy

Falls ihr vegan seid, kennt ihr diese Frage vielleicht. Womöglich noch gespickt mit einem gewinnenden Lächeln nach dem Motto: “Ha, erwischt! Eigentlich schmeckt dir das ja alles doch so gut, dass du nicht drauf verzichten kannst!”

Zuerst einmal: Nein, ich brauche diese Ersatzprodukte nicht. Ich wäre auch weiterhin vegan, wenn es plötzlich keine veganen Burger Patties mehr gäbe. Und es gab auch schon Veganer*innen, als es all diese Produkte noch nicht gab.

Aber noch viel wichtiger: Was wäre, wenn ich ohne die Ersatzprodukte nicht vegan sein könnte? Wenn ich das geschmacklich einfach bräuchte? Was genau ist hier eigentlich das Verbrechen? Ich meine, ich bin aus ethischen Gründen vegan. Nicht, weil mir Fleisch, Käse oder Eier nicht schmecken. Es geht doch gerade darum, sich trotz der eigenen geschmacklichen Präferenzen bzw. Gewohnheiten zu fragen, ob es einem das wert ist, dafür das Tierleid zu unterstützen.

Ja, ich habe früher viel und gerne Käse und Eier gegessen. Und ich hätte mir schöneres vorstellen können, als darauf zu verzichten. Ich habe lange Zeit gedacht, das wäre zu viel verlangt und zu umständlich.

Aber gerade deswegen ist es doch toll, wenn es solche Ersatzprodukte gibt. Es macht die Umstellung auf eine vegane Lebensweise leichter und abwechslungsreicher.

Und klar, der vegane Käse schmeckt nicht ganz genauso, wie der nicht vegane. Es ist aber auch einfach ein Ersatzprodukt und nicht das Produkt selbst.

Was ich sagen will: Man ist nicht als Veganer*in gescheitert, wenn man Lust auf Käse, einen Burger oder Fisch hat. Und man kann die Lust zum Glück auch durch veganes Essen befriedigen.

Und was oft vergessen wird: Vegane Ersatzprodukte sind nicht nur für Veganer*innen da! Man muss gar nicht Mitglied des exklusiven Clubs sein, um mal Kuhmilch oder den Hackfleisch Patty zu ersetzen. Gerade für Nicht-Veganer*innen oder Flexitarier*innen können sie eine gute Möglichkeit sein, sich mal ein bisschen in der tierleidfreien Ernährung auszuprobieren.

 

Ist doch dann alles super, oder?

Gaanz so einfach ist es dann doch nicht, fürchte ich. Natürlich gibt es auch bei veganen Ersatzprodukten eine Kehrseite der Medaille.

Zum einen sollte man sich bewusst machen, ob man das Unternehmen unterstützen möchte, welches das Produkt hergestellt hat. Oft gibt es vegane Ersatzprodukte von Firmen, die auch viel oder hauptsächlich nicht vegane Produkte verkaufen. Ich maße mir jetzt nicht an, entscheiden zu können, was hier richtig und falsch ist, allerdings lohnt es sich, auch da ein bisschen kritischer zu sein und sich anzuschauen, was hinter den Produkten steckt. Sorgt hier der Konsum von veganen Ersatzprodukten dafür, dass die Firma sich mehr auf diese spezialisiert und vielleicht sogar als Ziel hat, ganz auf vegane Produkte umzusteigen? Oder wurde das Sortiment nur erweitert und diese Firma sorgt im Endeffekt immer noch für genauso viel Tierleid?

Und wenn letzteres der Fall ist: Ist das für mich ein Grund, das Produkt nicht mehr zu kaufen? Oder ist es mir wichtiger, einfach allgemein durch meinen Konsum die Nachfrage nach veganen Produkten aufzuzeigen?

Was vielen vielleicht auch nicht bewusst ist, ist dass oft große Unternehmen kleinere, komplett vegane Unternehmen aus den Supermarktregalen verdrängen, da sie ein größeres Werbebudget haben und die Produkte oft auch günstiger anbieten können. Für die Supermärkte ist das also eine sicherere Sache, als die kleinen Marken aufzunehmen. Interessante Beiträge hierzu gibt es zum Beispiel von Animal Rights Watch oder von EatSmarter. Vielleicht motiviert einen das ja doch dazu, etwas bewusster auch mal die kleineren, veganen Marken zu kaufen, mich jedenfalls hat es das. Am Ende des Beitrags habe ich euch auch zwei Listen mit einem Überblick zu den Herstellern verlinkt.

 

Und was ist mit der Umwelt?

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den ökologischen Fußabdruck. Das hat zwar nicht direkt mit Veganismus zu tun, ist aber meiner Meinung nach trotzdem wichtig. Veganismus allein ist ja auch nicht der Schlüssel zur Utopie. Allgemein kann man sagen, dass ein verarbeitetes Produkt einen höheren ökologischen Fußabdruck hat, als ein nicht verarbeitetes Produkt. Umweltfreundlicher wäre es also, auf frisches Gemüse, Pasta, Linsen, Reis oder sonstiges zurückzugreifen, statt auf verarbeitete Ersatzprodukte.

Ein Spruch, den bestimmt viele kennen: “Every purchase is a vote.” Mit jedem Kauf signalisiert man, wofür man bereit ist, Geld auszugeben. Und das hat Folgen.

Die konkreten Folgen werden uns Konsument*innen aber nicht einfach so aufs Brot geschmiert. Sich einen richtigen Überblick zu verschaffen, was man mit seinem Kauf eigentlich genau anrichtet, kann schwierig bis unmöglich nachzuvollziehen sein. Das kann sich überwältigend anfühlen, aber ich finde, man sollte nicht gleich das Handtuch werfen. In diesem Sinne im Folgenden ein paar Anlaufstellen für übersichtliche Informationen:

 

Weitere Infos:
  • Eine tolle Übersicht zu den verschiedenen Anbietern von Ersatzprodukten, die auch laut der Seite regelmäßig überarbeitet wird, findet ihr hier. In dem Beitrag wird auch noch einmal genauer auf ein paar Vorwürfe an die Lebensmittelgiganten Nestlé und Unilever eingegangen, was ich sehr interessant finde. Darunter findet ihr dann eine Liste von Herstellern, eingeteilt in „Fleisch verarbeitende Unternehmen“, „Mischsortiment“ und „rein veganes Angebot“.
  • Eine weitere Übersicht, wenn auch etwas veraltet von 2016, gibt es hier. Auch der Rest des Beitrages lohnt sich zu lesen.

Als kleiner Disclaimer sei gesagt, dass ich zu den einzelnen Unternehmen keine eigene tiefgehende Recherche betrieben habe. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

von Freddy

Ein Einblick in ethische Gründe

Alle lieben doch Tiere, oder? Na gut, vielleicht nicht alle, aber immerhin sehr viele. Und vielleicht auch nicht gleich alle Tiere. Ich hab zum Beispiel was gegen Spinnen.

Als ich klein war, wollte ich immer unbedingt Haustiere. Ich hatte Kaninchen und Meerschweinchen, habe sogar regelmäßig Geburtstagspartys für meine Haustiere veranstaltet. Als wir in unserem Dorf dann einmal einem Mann begegnet sind, der uns ganz ernsthaft seinen Hund angeboten hat (leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was genau der Grund dafür war), flehte ich meine Mama an, diesen Hund mitnehmen zu dürfen. Das hat dann natürlich nicht geklappt, war bestimmt auch besser so, aber seitdem wuchs in mir der Wunsch, einen Hund zu haben. Der wurde dann auch einige Jahre später erfüllt, und ich hätte nicht glücklicher sein können. Gerade am Anfang war ich wie verzaubert von dem kleinen Lebewesen.

Wie mir geht es vielen Menschen in Deutschland. Ob Hunde, Katzen oder andere Haustiere, die Menschen sehnen sich nach tierischer Gesellschaft. Immerhin lebten im Jahr 2020 rund 34,9 Millionen Haustiere in Deutschland [1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156836/umfrage/anzahl-der-haushalte-mit-haustieren-in-deutschland-2010/ (Zugriff 20.07.2021) . Und alle wollen nur das beste für ihre Lieblinge. Obwohl deren Bedürfnisse manchmal bei weitem nicht erfüllt werden (gerade bei Kleintieren ist das oft der Fall), geschieht das doch eher ohne Absicht, aus Unwissenheit. Die meisten Menschen würden wahrscheinlich nicht einmal auf die Idee kommen, ihre Haustiere zu essen.

Oder überhaupt Tiere zu essen, die sich als Haustiere qualifizieren, also Hunde, Katzen etc.

Die bloße Vorstellung davon ist für viele schon grotesk und ekelerregend, gar absurd.

Und: Die meisten Deutschen bezeichnen sich als tierlieb [2] https://www.presseportal.de/pm/52678/1537466 (Zugriff 20.07.2021, Umfrage von 2009) .

Nun gibt es aber Tiere, die hier in Deutschland regelmäßig auf dem Teller landen. In unserem Land werden immerhin knapp 2 Millionen Tiere am Tag geschlachtet [3] https://de.statista.com/infografik/22076/anzahl-der-durchschnittlich-pro-tag-in-deutschland-geschlachtete-tiere/ (Zugriff 20.07.2021) . Das sind natürlich keine Hunde oder Katzen, sondern Schweine, Hühner, Rinder oder Fische. Gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen ihnen und unseren geliebten Haustieren? Oder behandeln wir etwa eine dieser beiden Gruppen grundsätzlich falsch? Ist es vielleicht falsch, unsere Haustiere so zu lieben? Oder ist es vielleicht doch eher falsch, wie wir mit den sogenannten Nutztieren umgehen?

Ich werde im Folgenden für die zweite Option argumentieren, da ich es nicht als sinnvoll erachte, die Zuneigung von Menschen zu ihren Haustieren infrage zu stellen.

Natürlich ist es gefühlsmäßig ein großer Unterschied, ob ich von einem Mastschwein spreche oder vom eigenen Hund. Zu letzterem habe ich eine starke persönliche Bindung, ich kenne jede Eigenheit und Macke. Vielleicht fällt es mir auch insgesamt leichter, Hunde süß zu finden, als Schweine süß zu finden. Diese persönliche Präferenz sollte aber ethisch keine Rolle spielen, vor allem wenn es dabei um eine ganze Spezies geht. Und mal ehrlich, wie viele Menschen haben überhaupt schon mal richtig Kontakt zu Schweinen gehabt, um das beurteilen zu können? Schweine können auch extrem süß sein! Beispiel 1 und 2:

Einen grundlegenden Unterschied, der es rechtfertigen würde, Schweine ethisch generell zu vernachlässigen, gibt es aber meiner Meinung nach nicht. Schweine und auch Hühner sind im Durchschnitt schlauer als Hunde. Kühe sowie Hühner sind hoch soziale Tiere. Mehr dazu findet ihr zum Beispiel in dem Blog One Green Planet [4] https://www.onegreenplanet.org/animalsandnature/farm-animals-that-are-probably-smarter-than-your-dog/ (Zugriff 20.07.2021) . Und sowieso stellt sich hier die Frage, welche Eigenschaft ein Tier genau haben muss, um vor Ausbeutung geschützt zu sein? Muss es intelligenter als ein Hund sein? Oder vielleicht besonders reinlich? Süß? Oder reicht es vielleicht auch einfach, wenn wir wissen, dass das Tier darunter leidet, was wir ihm antun?

Meiner Meinung nach ist es rein kulturell bedingt, dass manche Tiere der Kategorie „Nutztier“ angehören und somit ausgebeutet werden können. Das bedeutet aber auch, dass wir diese Ausbeutung infrage stellen können, bzw. sollten.

Jetzt könnte man sich vielleicht fragen, warum überhaupt das ganze? Müssen wir dabei so konsequent sein und die gleichen Regeln für all diese Tiere anwenden? Kann ich nicht einfach selbst entscheiden, welche Tiere ich als Haustier halten möchte und welche bei mir auf den Teller kommen? An dieser Stelle würde ich gerne auf die altbekannte Regel aufmerksam machen, die uns gerade durch Corona noch gut im Gedächtnis sein sollte:

“Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.”

Natürlich ist es mein gutes Recht, Schweine blöd und dreckig zu finden. Aber wenn es darum geht, sie industriell zu Essen zu verarbeiten, sieht das etwas anders aus.

Klar, die Rechte von Tieren sind (im Jahr 2021, in Deutschland) andere als die von Menschen. Aber auch im deutschen Tierschutzgesetz steht: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ [5] §1 Absatz 1 Tierschutzgesetz

Was sind dann also diese „vernünftigen“ Gründe, Tiere in Massentierhaltung leiden zu lassen, zu töten und dann zu essen? Also… mal abgesehen vom Profit. Dass wir Fleisch, Milch und Eier nunmal brauchen, um uns gesund zu ernähren? Das gilt hier in Deutschland vielleicht für einige wenige Menschen, aufgrund von bestimmten körperlichen Bedingungen. Die große Mehrheit aber kann sich problemlos gesund vegan ernähren. (Ja, auch Sportler!) Mehr dazu findet ihr bald bei Ernährung.

Was ist es also dann? Der Geschmack? Die Tradition? Die Kultur? Das Lieblingsessen, das Oma früher immer gemacht hat?

Das sind mit Sicherheit alles gute Gründe, so zu essen, wie man isst. Essen hat immer auch eine emotionale und soziale Komponente: Das Lieblingsessen aus der Kindheit kann wichtiges Comfort Food sein und man möchte natürlich auch nicht immer die “schwierige” Person sein, mit der man nicht in bestimmte Restaurants gehen kann. Allerdings sollte man vielleicht trotzdem noch ein bisschen weiter denken und sich fragen: Was ist eigentlich der Preis, den ich für dieses Essen zahle? Und nein, ich meine nicht die paar Cent, für die man heutzutage ein Kilo Hackfleisch bekommt.

Ich meine das Leben und die Qual der Tiere.

Und ich finde, dieser Preis ist zu hoch.

Als ich mir dessen endlich bewusst geworden bin, und mich dazu durchgerungen habe, ganz hinter diesem Gefühl zu stehen, habe ich gemerkt, dass es tatsächlich viel einfacher war, als ich erwartet hatte. Auch vegan kochen kann einfach und ausgewogen sein und veganes Essen kann Comfort Food sein (kleiner Hinweis auf unsere leckeren Rezepte). Es kann viel Freude bereiten, neue Dinge auszuprobieren, bekanntes Essen zu “veganisieren”, oder mit Freunden vegane Restaurants auszukundschaften.

Daher jetzt meine Fragen an dich: Liebst du Tiere? Oder nur Haustiere? Ist dir der Preis vielleicht auch zu hoch?

Dann probiere es doch vielleicht einfach mal aus. Ich meine, was kann schon schief gehen?

von Freddy