Falls ihr vegan seid, kennt ihr diese Frage vielleicht. Womöglich noch gespickt mit einem gewinnenden Lächeln nach dem Motto: “Ha, erwischt! Eigentlich schmeckt dir das ja alles doch so gut, dass du nicht drauf verzichten kannst!”

Zuerst einmal: Nein, ich brauche diese Ersatzprodukte nicht. Ich wäre auch weiterhin vegan, wenn es plötzlich keine veganen Burger Patties mehr gäbe. Und es gab auch schon Veganer*innen, als es all diese Produkte noch nicht gab.

Aber noch viel wichtiger: Was wäre, wenn ich ohne die Ersatzprodukte nicht vegan sein könnte? Wenn ich das geschmacklich einfach bräuchte? Was genau ist hier eigentlich das Verbrechen? Ich meine, ich bin aus ethischen Gründen vegan. Nicht, weil mir Fleisch, Käse oder Eier nicht schmecken. Es geht doch gerade darum, sich trotz der eigenen geschmacklichen Präferenzen bzw. Gewohnheiten zu fragen, ob es einem das wert ist, dafür das Tierleid zu unterstützen.

Ja, ich habe früher viel und gerne Käse und Eier gegessen. Und ich hätte mir schöneres vorstellen können, als darauf zu verzichten. Ich habe lange Zeit gedacht, das wäre zu viel verlangt und zu umständlich.

Aber gerade deswegen ist es doch toll, wenn es solche Ersatzprodukte gibt. Es macht die Umstellung auf eine vegane Lebensweise leichter und abwechslungsreicher.

Und klar, der vegane Käse schmeckt nicht ganz genauso, wie der nicht vegane. Es ist aber auch einfach ein Ersatzprodukt und nicht das Produkt selbst.

Was ich sagen will: Man ist nicht als Veganer*in gescheitert, wenn man Lust auf Käse, einen Burger oder Fisch hat. Und man kann die Lust zum Glück auch durch veganes Essen befriedigen.

Und was oft vergessen wird: Vegane Ersatzprodukte sind nicht nur für Veganer*innen da! Man muss gar nicht Mitglied des exklusiven Clubs sein, um mal Kuhmilch oder den Hackfleisch Patty zu ersetzen. Gerade für Nicht-Veganer*innen oder Flexitarier*innen können sie eine gute Möglichkeit sein, sich mal ein bisschen in der tierleidfreien Ernährung auszuprobieren.

 

Ist doch dann alles super, oder?

Gaanz so einfach ist es dann doch nicht, fürchte ich. Natürlich gibt es auch bei veganen Ersatzprodukten eine Kehrseite der Medaille.

Zum einen sollte man sich bewusst machen, ob man das Unternehmen unterstützen möchte, welches das Produkt hergestellt hat. Oft gibt es vegane Ersatzprodukte von Firmen, die auch viel oder hauptsächlich nicht vegane Produkte verkaufen. Ich maße mir jetzt nicht an, entscheiden zu können, was hier richtig und falsch ist, allerdings lohnt es sich, auch da ein bisschen kritischer zu sein und sich anzuschauen, was hinter den Produkten steckt. Sorgt hier der Konsum von veganen Ersatzprodukten dafür, dass die Firma sich mehr auf diese spezialisiert und vielleicht sogar als Ziel hat, ganz auf vegane Produkte umzusteigen? Oder wurde das Sortiment nur erweitert und diese Firma sorgt im Endeffekt immer noch für genauso viel Tierleid?

Und wenn letzteres der Fall ist: Ist das für mich ein Grund, das Produkt nicht mehr zu kaufen? Oder ist es mir wichtiger, einfach allgemein durch meinen Konsum die Nachfrage nach veganen Produkten aufzuzeigen?

Was vielen vielleicht auch nicht bewusst ist, ist dass oft große Unternehmen kleinere, komplett vegane Unternehmen aus den Supermarktregalen verdrängen, da sie ein größeres Werbebudget haben und die Produkte oft auch günstiger anbieten können. Für die Supermärkte ist das also eine sicherere Sache, als die kleinen Marken aufzunehmen. Interessante Beiträge hierzu gibt es zum Beispiel von Animal Rights Watch oder von EatSmarter. Vielleicht motiviert einen das ja doch dazu, etwas bewusster auch mal die kleineren, veganen Marken zu kaufen, mich jedenfalls hat es das. Am Ende des Beitrags habe ich euch auch zwei Listen mit einem Überblick zu den Herstellern verlinkt.

 

Und was ist mit der Umwelt?

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den ökologischen Fußabdruck. Das hat zwar nicht direkt mit Veganismus zu tun, ist aber meiner Meinung nach trotzdem wichtig. Veganismus allein ist ja auch nicht der Schlüssel zur Utopie. Allgemein kann man sagen, dass ein verarbeitetes Produkt einen höheren ökologischen Fußabdruck hat, als ein nicht verarbeitetes Produkt. Umweltfreundlicher wäre es also, auf frisches Gemüse, Pasta, Linsen, Reis oder sonstiges zurückzugreifen, statt auf verarbeitete Ersatzprodukte.

Ein Spruch, den bestimmt viele kennen: “Every purchase is a vote.” Mit jedem Kauf signalisiert man, wofür man bereit ist, Geld auszugeben. Und das hat Folgen.

Die konkreten Folgen werden uns Konsument*innen aber nicht einfach so aufs Brot geschmiert. Sich einen richtigen Überblick zu verschaffen, was man mit seinem Kauf eigentlich genau anrichtet, kann schwierig bis unmöglich nachzuvollziehen sein. Das kann sich überwältigend anfühlen, aber ich finde, man sollte nicht gleich das Handtuch werfen. In diesem Sinne im Folgenden ein paar Anlaufstellen für übersichtliche Informationen:

 

Weitere Infos:
  • Eine tolle Übersicht zu den verschiedenen Anbietern von Ersatzprodukten, die auch laut der Seite regelmäßig überarbeitet wird, findet ihr hier. In dem Beitrag wird auch noch einmal genauer auf ein paar Vorwürfe an die Lebensmittelgiganten Nestlé und Unilever eingegangen, was ich sehr interessant finde. Darunter findet ihr dann eine Liste von Herstellern, eingeteilt in „Fleisch verarbeitende Unternehmen“, „Mischsortiment“ und „rein veganes Angebot“.
  • Eine weitere Übersicht, wenn auch etwas veraltet von 2016, gibt es hier. Auch der Rest des Beitrages lohnt sich zu lesen.

Als kleiner Disclaimer sei gesagt, dass ich zu den einzelnen Unternehmen keine eigene tiefgehende Recherche betrieben habe. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

von Freddy