Ein Einblick in ethische Gründe
Alle lieben doch Tiere, oder? Na gut, vielleicht nicht alle, aber immerhin sehr viele. Und vielleicht auch nicht gleich alle Tiere. Ich hab zum Beispiel was gegen Spinnen.
Als ich klein war, wollte ich immer unbedingt Haustiere. Ich hatte Kaninchen und Meerschweinchen, habe sogar regelmäßig Geburtstagspartys für meine Haustiere veranstaltet. Als wir in unserem Dorf dann einmal einem Mann begegnet sind, der uns ganz ernsthaft seinen Hund angeboten hat (leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was genau der Grund dafür war), flehte ich meine Mama an, diesen Hund mitnehmen zu dürfen. Das hat dann natürlich nicht geklappt, war bestimmt auch besser so, aber seitdem wuchs in mir der Wunsch, einen Hund zu haben. Der wurde dann auch einige Jahre später erfüllt, und ich hätte nicht glücklicher sein können. Gerade am Anfang war ich wie verzaubert von dem kleinen Lebewesen.
Wie mir geht es vielen Menschen in Deutschland. Ob Hunde, Katzen oder andere Haustiere, die Menschen sehnen sich nach tierischer Gesellschaft. Immerhin lebten im Jahr 2020 rund 34,9 Millionen Haustiere in Deutschland [1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156836/umfrage/anzahl-der-haushalte-mit-haustieren-in-deutschland-2010/ (Zugriff 20.07.2021) . Und alle wollen nur das beste für ihre Lieblinge. Obwohl deren Bedürfnisse manchmal bei weitem nicht erfüllt werden (gerade bei Kleintieren ist das oft der Fall), geschieht das doch eher ohne Absicht, aus Unwissenheit. Die meisten Menschen würden wahrscheinlich nicht einmal auf die Idee kommen, ihre Haustiere zu essen.
Oder überhaupt Tiere zu essen, die sich als Haustiere qualifizieren, also Hunde, Katzen etc.
Die bloße Vorstellung davon ist für viele schon grotesk und ekelerregend, gar absurd.
Und: Die meisten Deutschen bezeichnen sich als tierlieb [2] https://www.presseportal.de/pm/52678/1537466 (Zugriff 20.07.2021, Umfrage von 2009) .
Nun gibt es aber Tiere, die hier in Deutschland regelmäßig auf dem Teller landen. In unserem Land werden immerhin knapp 2 Millionen Tiere am Tag geschlachtet [3] https://de.statista.com/infografik/22076/anzahl-der-durchschnittlich-pro-tag-in-deutschland-geschlachtete-tiere/ (Zugriff 20.07.2021) . Das sind natürlich keine Hunde oder Katzen, sondern Schweine, Hühner, Rinder oder Fische. Gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen ihnen und unseren geliebten Haustieren? Oder behandeln wir etwa eine dieser beiden Gruppen grundsätzlich falsch? Ist es vielleicht falsch, unsere Haustiere so zu lieben? Oder ist es vielleicht doch eher falsch, wie wir mit den sogenannten Nutztieren umgehen?
Ich werde im Folgenden für die zweite Option argumentieren, da ich es nicht als sinnvoll erachte, die Zuneigung von Menschen zu ihren Haustieren infrage zu stellen.
Natürlich ist es gefühlsmäßig ein großer Unterschied, ob ich von einem Mastschwein spreche oder vom eigenen Hund. Zu letzterem habe ich eine starke persönliche Bindung, ich kenne jede Eigenheit und Macke. Vielleicht fällt es mir auch insgesamt leichter, Hunde süß zu finden, als Schweine süß zu finden. Diese persönliche Präferenz sollte aber ethisch keine Rolle spielen, vor allem wenn es dabei um eine ganze Spezies geht. Und mal ehrlich, wie viele Menschen haben überhaupt schon mal richtig Kontakt zu Schweinen gehabt, um das beurteilen zu können? Schweine können auch extrem süß sein! Beispiel 1 und 2:
Photo by Forest Simon
Photo by Christopher Carson
Einen grundlegenden Unterschied, der es rechtfertigen würde, Schweine ethisch generell zu vernachlässigen, gibt es aber meiner Meinung nach nicht. Schweine und auch Hühner sind im Durchschnitt schlauer als Hunde. Kühe sowie Hühner sind hoch soziale Tiere. Mehr dazu findet ihr zum Beispiel in dem Blog One Green Planet [4] https://www.onegreenplanet.org/animalsandnature/farm-animals-that-are-probably-smarter-than-your-dog/ (Zugriff 20.07.2021) . Und sowieso stellt sich hier die Frage, welche Eigenschaft ein Tier genau haben muss, um vor Ausbeutung geschützt zu sein? Muss es intelligenter als ein Hund sein? Oder vielleicht besonders reinlich? Süß? Oder reicht es vielleicht auch einfach, wenn wir wissen, dass das Tier darunter leidet, was wir ihm antun?
Meiner Meinung nach ist es rein kulturell bedingt, dass manche Tiere der Kategorie „Nutztier“ angehören und somit ausgebeutet werden können. Das bedeutet aber auch, dass wir diese Ausbeutung infrage stellen können, bzw. sollten.
Jetzt könnte man sich vielleicht fragen, warum überhaupt das ganze? Müssen wir dabei so konsequent sein und die gleichen Regeln für all diese Tiere anwenden? Kann ich nicht einfach selbst entscheiden, welche Tiere ich als Haustier halten möchte und welche bei mir auf den Teller kommen? An dieser Stelle würde ich gerne auf die altbekannte Regel aufmerksam machen, die uns gerade durch Corona noch gut im Gedächtnis sein sollte:
“Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.”
Natürlich ist es mein gutes Recht, Schweine blöd und dreckig zu finden. Aber wenn es darum geht, sie industriell zu Essen zu verarbeiten, sieht das etwas anders aus.
Klar, die Rechte von Tieren sind (im Jahr 2021, in Deutschland) andere als die von Menschen. Aber auch im deutschen Tierschutzgesetz steht: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ [5] §1 Absatz 1 Tierschutzgesetz
Was sind dann also diese „vernünftigen“ Gründe, Tiere in Massentierhaltung leiden zu lassen, zu töten und dann zu essen? Also… mal abgesehen vom Profit. Dass wir Fleisch, Milch und Eier nunmal brauchen, um uns gesund zu ernähren? Das gilt hier in Deutschland vielleicht für einige wenige Menschen, aufgrund von bestimmten körperlichen Bedingungen. Die große Mehrheit aber kann sich problemlos gesund vegan ernähren. (Ja, auch Sportler!) Mehr dazu findet ihr bald bei Ernährung.
Was ist es also dann? Der Geschmack? Die Tradition? Die Kultur? Das Lieblingsessen, das Oma früher immer gemacht hat?
Das sind mit Sicherheit alles gute Gründe, so zu essen, wie man isst. Essen hat immer auch eine emotionale und soziale Komponente: Das Lieblingsessen aus der Kindheit kann wichtiges Comfort Food sein und man möchte natürlich auch nicht immer die “schwierige” Person sein, mit der man nicht in bestimmte Restaurants gehen kann. Allerdings sollte man vielleicht trotzdem noch ein bisschen weiter denken und sich fragen: Was ist eigentlich der Preis, den ich für dieses Essen zahle? Und nein, ich meine nicht die paar Cent, für die man heutzutage ein Kilo Hackfleisch bekommt.
Ich meine das Leben und die Qual der Tiere.
Und ich finde, dieser Preis ist zu hoch.
Als ich mir dessen endlich bewusst geworden bin, und mich dazu durchgerungen habe, ganz hinter diesem Gefühl zu stehen, habe ich gemerkt, dass es tatsächlich viel einfacher war, als ich erwartet hatte. Auch vegan kochen kann einfach und ausgewogen sein und veganes Essen kann Comfort Food sein (kleiner Hinweis auf unsere leckeren Rezepte). Es kann viel Freude bereiten, neue Dinge auszuprobieren, bekanntes Essen zu “veganisieren”, oder mit Freunden vegane Restaurants auszukundschaften.
Daher jetzt meine Fragen an dich: Liebst du Tiere? Oder nur Haustiere? Ist dir der Preis vielleicht auch zu hoch?
Dann probiere es doch vielleicht einfach mal aus. Ich meine, was kann schon schief gehen?
von Freddy
Quellen
↑1 | https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156836/umfrage/anzahl-der-haushalte-mit-haustieren-in-deutschland-2010/ (Zugriff 20.07.2021) |
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↑2 | https://www.presseportal.de/pm/52678/1537466 (Zugriff 20.07.2021, Umfrage von 2009) |
↑3 | https://de.statista.com/infografik/22076/anzahl-der-durchschnittlich-pro-tag-in-deutschland-geschlachtete-tiere/ (Zugriff 20.07.2021) |
↑4 | https://www.onegreenplanet.org/animalsandnature/farm-animals-that-are-probably-smarter-than-your-dog/ (Zugriff 20.07.2021) |
↑5 | §1 Absatz 1 Tierschutzgesetz |