Wenn ihr euch mit den Praktiken der Massentierhaltung beschäftigt, wisst ihr sicherlich, dass männliche Küken, die von Legehennen ausgebrütet werden, oft geschreddert und dann weggeworfen werden. Das liegt daran, dass männliche Küken natürlich nicht zu Legehennen heranwachsen können, als Masthuhn eignen sie sich aufgrund der Legehennen-Gene aber auch nicht [1] https://www.landsiedel-seminare.de/weltretter/ressourcen/lexikon/kuekenschreddern.php .

Die Tierhaltung ist heutzutage nämlich so optimiert, dass Hühner, die nicht explizit als Masthühner gezüchtet werden, sich als solches einfach nicht lohnen, da sie nicht schnell genug wachsen. Masthühner setzen nämlich unglaublich schnell Fleisch an, und zwar so schnell, dass sie sich oft gar nicht mehr richtig auf den eigenen Beinen halten können, bzw. Fehlstellungen entwickeln [2] https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/masthuehner (unter “Veränderter Körperbau”) . Das liegt natürlich zum Teil am Futter, aber eben auch an der Züchtung.

Definitiv alles sehr natürlich.

Jetzt wisst ihr vielleicht auch, dass das Kükenschreddern ab Anfang 2022 verboten werden soll [3] https://www.sueddeutsche.de/politik/kuekenschreddern-verbot-bundestag-1.5299741 . Wozu also dieser Beitrag? Ist das Thema damit nicht abgehakt?

Hoffen wir es mal. Dennoch finde ich aber, an diesem Beispiel kann man gut ein paar grundsätzliche Überlegungen anstellen.

Wer von dem Kükenschreddern erfährt, ist, falls ihm oder ihr Tiere nicht allgemein egal sind, oft geschockt und angeekelt. Das kann doch nicht sein, dass man gesunde Tiere einfach so tötet und wegwirft? Und das nur, weil es sich wirtschaftlich nicht lohnt?

Ich sehe das ganz genauso und ich finde, diese Praxis zeigt sehr deutlich, wie das System funktioniert. Nämlich fernab von einem Interesse für das Wohl der Tiere und sehr nah am Profit.

Ich möchte damit jetzt auch nicht einzelne Landwirt*innen an den Pranger stellen, die das so machen. Vielleicht haben diese ja wirklich keine Wahl und können es sich nicht leisten, männliche Küken aufzuziehen, die nicht den maximalen Gewinn einbringen.

Man kann sich viel eher mal vor Augen führen, was das für ein System ist, in dem man zu solchen Maßnahmen greifen muss. In dem es sogar gängige Praxis ist, zu solchen Maßnahmen zu greifen.

Um zurück zum Punkt zu kommen: Der Aufschrei wegen des Kükenschredderns ist groß. Was wohl auch ein Grund für das kommende Verbot sein dürfte.

Mein Freund zum Beispiel, Mischköstler, achtet schon lange darauf, wenn, dann nur Eier zu kaufen, bei denen garantiert wird, dass die männlichen Küken aufgezogen werden.

Das finde ich gut, ich habe mich nur gefragt: Wenn das Grund genug ist, diese Eier nicht zu kaufen.. warum dann nicht vegan sein?

Diese Frage kann man etwas umformulieren: Ist es schlimmer, Tiere unter Qualen aufzuziehen und dann zu essen? Oder sie direkt nach der Geburt zu töten und dann wegzuschmeißen?

Als überzeugte*r Veganer*in kann einem diese Frage vielleicht bescheuert erscheinen, ich zumindest denke mir sofort: Beides ist schrecklich und nichts davon will ich unterstützen!

Aber es gibt eben auch Menschen, die das Kükenschreddern als deutlich schlimmer ansehen. Schlimm genug sogar, um es zu boykottieren, die aber trotzdem Fleisch essen. Warum?

Grundsätzlich gibt es erstmal zwei Herangehensweisen, um eine Handlung als moralisch gut oder schlecht zu bewerten. Man kann einerseits auf die Intention achten: Was sollte mit der Handlung erreicht werden und aus welchen Motiven wurde sie ausgeführt? Andererseits kann man auf die Konsequenzen achten: Was ist wirklich geschehen, welche Auswirkungen hatte die Handlung?

Diese beiden Ansätze können ein und dieselbe Handlung ganz unterschiedlich bewerten, man denke an das Sprichwort: “Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.”

 

Kleiner ethischer Exkurs

Ein Beispiel für eine ethische Lehre, bei der es auf die Konsequenzen ankommt, wäre der Utilitarismus. Eine Handlung ist genau dann moralisch gut, wenn sie das Gesamt-Glück aller maximiert und das Gesamt-Leid aller minimiert. Eine Handlung mit den besten Motiven kann hier als moralisch schlecht bewertet werden, wenn sie das Gesamt-Glück ein wenig verringert.

Kant mit dem kategorischen Imperativ (“Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.”) schaut dabei nur auf die Intention, darauf, was man “wollen kann”. Hier findet die moralische Bewertung vor der Handlung statt und es ist egal, welche eventuell unerwünschten Auswirkungen sie hat. Man kann es vielleicht auch als Entscheidungshilfe ansehen.

Nun werden diese beiden Ansätze (Intention oder Konsequenzen) im Alltag normalerweise nicht ganz so strikt voneinander getrennt wie bei den beiden ethischen Lehren. Aber trotzdem kann man erkennen, ob jemand eher zur einen oder anderen Seite tendiert. Bei manchen Handlungen muss man sich sogar im Endeffekt für eine Seite entscheiden. Wenn ich etwas gesagt habe, was jemanden verletzt, das aber überhaupt nicht so gemeint habe: Habe ich dann ein schlechtes Gewissen, weil ich die Person verletzt habe? Oder nicht, weil ich es ja nicht so gemeint habe?

Ein schlechtes Gewissen und moralische Überzeugungen kann man natürlich nicht gleichsetzen, aber ich glaube ihr wisst, worauf ich hinaus will.

 
Also, was ist nun schlimmer: Kükenschreddern oder Aufzucht und Verarbeitung zu Fleisch?

Ich würde sagen, das kommt darauf an, welchen ethischen Ansatz man hier verfolgt. Von den Motiven her betrachtet, könnte man sagen, dass das Kükenschreddern schlimmer ist. Es ist schon moralisch sehr verwerflich, massenhaft Tiere einfach wegzuwerfen, nur weil sie einem keinen Gewinn bringen. (Hier noch einmal der Hinweis, dass ich niemanden direkt verurteilen möchte, dessen Situation ich nicht kenne. Ich gehe hier davon aus, dass man eine echte Wahl hat.) Tiere aufzuziehen und als Fleisch zu verkaufen, erfüllt immerhin noch einen Zweck, nämlich Menschen mit Essen zu versorgen. Die Notwendigkeit davon würde ich vielleicht anzweifeln, aber es ist wenigstens kein sinnloses Töten.

Wie sieht allerdings die Sache aus, wenn man sie utilitaristisch betrachtet? Hier begibt man sich auf etwas dünneres Eis. Ich würde schon sagen, dass es einem Masthahn – zu dem ein solches Küken werden würde, wenn es nicht direkt getötet würde – in seinem Leben sehr schlecht geht. Im Durchschnitt erfährt er wahrscheinlich deutlich mehr Leid als Glück.

Also könnte man sagen: Besser direkt töten und das Leid ersparen? Schwierig.

Ist ein Leben weniger lebenswert, nur weil es von Leid geprägt ist? Nein, natürlich nicht.

Und hier haben wir das Problem, ich kann wirklich nicht sagen, was die schlimmeren Auswirkungen hat, Töten oder Aufzucht.

Vielleicht kann man festhalten, dass beides einfach schrecklich ist.

 

Eigene Meinung:

Ich habe jetzt versucht, ein bisschen theoretisch zu argumentieren, wie man an die Sache herangehen kann. Ich denke das kann eine gute Hilfe sein, die eigenen Gedanken zu sortieren. Zum Abschluss noch meine eigene Meinung, über die wir in den Kommentaren gerne diskutieren können.

Ich würde einen Menschen, der freiwillig (!) Tiere aus einer Kosten-Nutzen-Abwägung wegwirft, definitiv härter verurteilen, als einen, der mit seiner Tierhaltung zur Lebensmittelversorgung beiträgt. Von diesem Standpunkt aus ist es auch nachvollziehbar, das Kükenschreddern eher als das Fleisch essen zu verurteilen.

Als Veganerin kommt es mir aber auf das Wohl der Tiere an, deswegen würde ich in diesem Fall eher auf die Konsequenzen als auf die Intentionen achten. Und diese Herangehensweise ist, wie oben dargelegt, nicht ganz einfach. Ich möchte ungern eins als besser oder schlechter ansehen. Ich denke das Kükenschreddern ist Teil eines sehr verwerflichen Systems, in dem ein Tierleben viel zu wenig oder sogar gar nichts wert ist. Und dieses System muss sich ändern. Und das Abschaffen des Kükenschredderns ist vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung, aber bei weitem noch nicht genug.

von Freddy

In diesem Artikel versuche ich mich an so ziemlich allen mir bekannten Methoden um veganen Joghurt herzustellen. Dafür werde ich ein bisschen Wissenschaftler*in spielen. Leider habe ich nicht das nötige Equipment, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, es reicht jedoch um Spaß zu haben. Um das Rezept für pflanzlichen Joghurt zu optimieren, habe ich mir zunächst einen Starterkultur ausgesucht. Ich habe mich für Sojajoghurt mir lebendigen Kulturen entschieden. Mehr dazu könnt ihr in meinem ersten Blogbeitrag zum Thema Joghurtherstellung: „Veganer Joghurt lohnt das?“  nachlesen.

Fermentationsdauer

Zuerst wollte ich herausfinden, wie lange der Joghurt für das bestmögliche Resultat fermentieren muss. Ich habe mich für einen Ansatz mit 10 % Starterkultur entschieden (das entspricht 100 g Joghurt auf 1 L Sojamilch). Bei einem höheren Prozentsatz verkürzt sich die Fermentationszeit. Ich habe dafür nach 8 Stunden angefangen, im Rhythmus von zwei Stunden jeweils 2 TL vom Joghurtansatz zu entnehmen und im Kühlschrank kaltzustellen, um so den Fermentationsprozess zu stoppen.

      
  

Die Ergebnisse zeigen, dass die Fermentation und damit auch das bakterielle Wachstum ab einem gewissen Zeitpunkt (hier Stunde 14-16) stagniert. Dieser Verlauf ist typisch für Bakterien. Zunächst läuft das Wachstum langsam an, da nicht so viele Bakterien im Medium sind, die sich teilen können. Dann gelangen sie in eine exponentielle Phase, in der noch genug Nährstoffe und Platz vorhanden sind, um sich zu Teilen. Danach stagniert das Wachstum, hier ab Stunde 14-16, da die Nährstoffe und der Platz knapp werden. Wir können als Fazit von diesem kleinen Experiment mitnehmen, dass bei 10% Starterkultur eine Fermentationsdauer von 12-14 h Stunden zu empfehlen ist, mehr bringt nicht mehr. Nach 14 Stunden war der Joghurt ein wenig fester und saurer, aber das ist Geschmacksache, ähnlich wie manche Menschen reiferen Käse bevorzugen. Im Folgenden werde ich auch aus praktischen Gründen mit einer Fermentationszeit von 12 h arbeiten.

 

Sojajoghurt (Stärke)

Eine beliebte Methode, um die Festigkeit bei pflanzlichem Joghurt zu erhöhen, ist die pflanzliche Milch mit Stärke aufzukochen. Wenn man das nach dem Fermentationsprozess machen würde, würde man aber die Milchsäurebakterien abtöten und hätte kein probiotisch wirksames Lebensmittel mehr. Deshalb koche ich die Sojamilch zuerst mit Stärke auf, lasse sie abkühlen und gebe anschließend die Starterkulturen dazu. Leider habe ich bei meinem ersten Versuch nicht lange genug gewartet, bis die Masse abgekühlt war und die Bakterien sind in der Hitze gestorben. Deshalb an dieser Stelle nochmals der Tipp: Lieber mit dem (sterilen) Lebensmittelthermometer nachmessen, ob die Masse maximal 40°C hat. Das habe ich dann beim zweiten Versuch getan und dieser ist geglückt.

Links seht ihr die mit Stärke aufgekochte Sojamilch. Die Konsistenz erinnert an einen dünnflüssigen Pudding. Rechts seht ihr den fertigen Joghurt. Die Konsistenz erinnert mich an gekauften Sojajoghurt.

Rezept Sojajoghurt Stärke

Preis: ca. 1,18 Euro/ kg Sojajoghurt

Sojajoghurt (Protein)

Da bei der Herstellung von tierischem Joghurt der Proteingehalt ausschlaggebend für die Konsistenz ist, wollte ich versuchen, darüber dem Sojajoghurt Festigkeit zu verleihen. Im Supermarkt habe ich dann eine High-Protein-Sojamilch gefunden, mit 5 g Protein. Den ersten Ansatz habe ich nur mit der High-Protein-Milch hergestellt und der wurde fast schon zu fest. Wer einen Skyr daheim herstellen möchte, ist damit allerdings gut beraten.

Rezept Sojajoghurt Protein

 

Beim zweiten Versuch habe ich dann die High-Protein-Milch (5 g Protein/100 mL) 1:1 mit der normalen Sojamilch (3 g Protein/100 mL) vermischt. Ich kann euch sagen, das Ergebnis hat mich wirklich begeistert. Der Sojajoghurt hat mich stark an die gekaufte Variante erinnert und war auch einfach stimmiger als der mit Stärke aufgekochte Joghurt.

 

Haferjoghurt

Der Haferjoghurt ist mit Abstand der günstigste Joghurt, den ihr selbst herstellen könnt und ich meine wirklich mit ABSTAND. Das Endprodukt hat eine schleimige Konsistenz und schmeckt nicht nach dem Sojajoghurt, den man aus dem Supermarkt kennt und ganz bestimmt nicht nach tierischem Joghurt (auch wenn ich mich an den Geschmack kaum noch erinnern kann). Es ist vielmehr ein völlig neues Produkt. Ich persönlich stehe auf schleimiges Essen und finde den Haferjoghurt lecker. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass die eine oder andere Person kein Fan davon sein wird. Ich habe auch versucht, aus gekaufter Hafermilch Haferjoghurt herzustellen. Das Ergebnis war ein Reinfall. Die Hafermilch hat es nicht eingesehen, ihren Geschmack oder ihre Konsistenz zu verändern. Gekaufte Hafermilch bildet anscheinend keinen geeigneten Nährboden für Milchsäurebakterien (zumindest die Hafermilch, die ich getestet habe).

Rezept Haferjoghurt

 

Preis: 0,13 Euro/ kg Joghurt

Kokosjoghurt

Es gibt die Möglichkeit, die Kokosmilch selbst aus Kokosraspeln herzustellen, doch da ich diese zumeist in einer Plastiktüte kaufen muss und sie normalerweise auch nicht sonderlich günstig sind, sehe ich keinen Vorteil zur Kokosmilch aus der Dose oder dem Tetrapack. Gemeint ist die Kokosmilch, die für gewöhnlich als Sahneersatz oder in indischen Gerichten verwendet wird und nicht das Getränk Kokosmilch, das als Milchersatzprodukt dient. Ich habe mich weiterhin daran versucht, die Kokosmilch mit Tapiokastärke und Wasser zu strecken, doch das Ergebnis hat mich nicht sonderlich überzeugt. Deshalb habe ich mich für ein einfaches Rezept aus reiner Kokosmilch entschieden. Das Endprodukt enthält dann zwar einen großen Anteil Fett, aber schmeckt auch wirklich sehr erhaben. So lange man das nicht vergisst und den Kokosjoghurt gezielt verwendet, hat man ein tolles Lebensmittel an der Hand.

Rezept Kokosjoghurt

Preis: Ca. 4,95 Euro/kg Joghurt, allerdings isst man davon auch kleinere Portionen, da der Joghurt sehr reichhaltig ist.

Der Kokosjoghurt hat nach einem Tag im Kühlschrank eine cremige Konsistenz bekommen. Durch das herunterkühlen können die Fettsäuren aus der Kokosmilch etwas aushärten und dem Joghurt Stabilität verleihen. Allerdings ist der Kokosjoghurt nicht auf der Seite der kalorienarmen Lebensmittel. Außerdem schmeckt der Joghurt sehr kokoslastig. Es gilt also wieder, erlaubt ist, was gefällt. Für mich bildet der Kokosjoghurt eine willkommene Ergänzung zum Speiseplan.

Mandeljoghurt

Tja, der Mandeljoghurt hat mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet. Ich weiß, ein politisch heiß diskutiertes Thema: Mandeljoghurt! Ich war mir nicht sicher, wie ich ihn finden soll. Das Schöne am Rezept ist, dass es ein Rohkostrezept ist, falls einem dieses Kriterium wichtig ist. Allerdings ist der Mandeljoghurt auch nicht preiswert. Außerdem entsteht beim Herstellen der Mandelmilch der Trester. Es gibt zwar einige Rezepte, die Trester (also die Masse, die zurückbleibt, wenn man die Mandeln auswringt) verarbeiten, allerdings hat Trester auch ein großes Gammelpotential, da es sich um feuchtes Mandelmehl handelt. In der Praxis ist es mir schon das ein ums andere Mal passiert, dass daraus wieder neues Leben entstanden ist. Und das waren dann leider nicht die leckeren Kulturen, die sich darauf tummelten. Nichtsdestotrotz denke ich, dass sich der Joghurt seinen Platz in der Rezeptsammlung verdient hat. Aber bitte beurteilt selbst.

Rezept Mandeljoghurt

 

Joghurt aus Rejuvelage – Hui oder Pfui?

Rejuvelake ist eine Flüssigkeit, die hergestellt wird, indem Weizen-, Dinkelkörner, Reis oder auch Quinoa für 1-3 Tage gekeimt und anschließend in Wasser eingelegt werden. Dadurch entsteht eine probiotisch wirksame Flüssigkeit, die Milchsäurebakterien enthält. Ich werde diesem Thema vermutlich noch einen eigenen Beitrag widmen. Es sei jedoch so viel verraten, dass man rein theoretisch auch Rejuvelake als Starterkultur für die Joghurtherstellung nutzen kann. Das ist auch genau das, was ich getan habe. Als Kontrolle habe ich Haferjoghurt mit Sojajoghurt als Starterkultur angesetzt und jeweils Rejuvelake aus einem Tag lang gekeimtem Dinkel und 3 Tage lang gekeimtem Dinkel verwendet.

 

 

Oben seht ihr das fertige Rejuvelake. Der Joghurt, der dabei entstanden ist, war von einer ganz besonderen Art. Die treffendste Umschreibung für sein Aromaprofil wäre wohl……Käsefüße. Leider hat mich der „Joghurt“ nicht überzeugt. Er eignet sich vielleicht für das Rezept Veganer Kräuterfrischkäse, aber als Frühstücksjoghurt mit Obst und Honig kann ich mir Rejuvalake-Joghurt beim besten Willen nicht vorstellen. Ich will nicht gänzlich ausschließen, dass es womöglich mit anderen Getreidesorten besser schmeckt. Dennoch bin ich nicht überzeugt von der Methode. Auch die Konsistenz war doch recht wässrig, was vermutlich auch daran liegt, dass Rejuvelake selbst eine Flüssigkeit ist. Im Vergleich zum einen Tag gekeimten Rejuvelake war das drei Tage gekeimte Rejuvelake noch das geringere Übel. Der Käsegeschmack war zwar intensiver, aber immerhin war das schon fast ein Statement, wohingegen der einen Tag Rejuvelake im Geschmack noch lascher und in der Konsistenz noch wässriger war. Alles in Allem könnt ihr vielleicht raushören, dass das nicht mein Lieblingsjoghurt war.

Joghurt ohne Joghurtmaschine

Wenn man keine Joghurtmaschine hat, muss man den Joghurt auf eine andere Art und Weise warmhalten. Man erreicht dabei meistens keine 40 °C, weshalb die Kulturen sich langsamer vermehren. Auch hierbei ist es unerlässlich, dass alle Gefäße, Löffel und Materialien steril gehalten werden. Der Joghurtansatz sollte für den Fermentationsprozess luftdicht verschlossen werden, z.B. in einem Schraubglas. Das Glas muss dann für am besten 24 h (die Teilungsrate der Milchsäurebakterien ist bei niedrigeren Temperaturen geringer, deshalb empfiehlt sich eine längere Fermentationszeit, mehr als 10 % Ansatz oder beides) warmgehalten werden. Das Glas kann in ein Geschirrtuch eingewickelt werden und an einem warmen Ort, nahe der Heizung oder im Bett mit einer Wärmeflasche eingemummelt werden. Man kann das Glas auch in eine Kühlbox, zusammen mit einer Wärmflasche und ein paar Tüchern packen (Achtung, dass die heiße Wärmflasche das Glas nicht direkt berührt). Wenn der heimische Ofen niedrige Temperaturen schafft, kann dieser auch auf die niedrigste Stufe gestellt werden, nur mit der Lampe eingeschaltet oder ggf. mit einem Kochlöffel in der Ofentür eingeklemmt. Energiesparend ist das dann allerdings nicht mehr.

Oben ist der fertige Haferjoghurt mit Sojajoghurt als Starterkultur nach 24 h Fermentation zu sehen. Das Ergebnis steht dem im OnePot fermentierten Vergleichsansatz in nichts nach.

Fazit – Was geht, was geht nicht?

In diesem Beitrag dürfte ich wohl die allermeisten Methoden, um einen veganen Joghurt zu Hause zu zaubern, durchprobiert haben. Was für eine Reise. Ich habe viel gelernt und noch mehr Joghurt gegessen. Manches war lecker, anderes war so lala. Aber am Ende konnte ich für Kokos-, Mandel-, Soja- und Hafer je ein Rezept finden, das ich auch freiwillig wiederholen würde. Mein Favorit war der Sojajoghurt mit der High-Protein Milch 1:1 mit klassischer Sojamilch gemischt, aber auch die Variante mit Stärke und klassischer Sojamilch kann sich sehen lassen. Wer es gerne schleimig mag, für den ist die low-budget Variante, der Haferjoghurt, eine gute Idee. Hafermilch aus dem Supermarkt war dafür allerdings ungeeignet und bot den Mikroorganismen keinen Nährboden. Ich nehme mal an, dass sich das auch auf die meisten anderen Supermarkt-Hafermilchsorten übertragen lässt. Selbstgemachte Hafermilch hat gut funktioniert und ist zudem unschlagbar günstig. Eine tolle Optik hatte der Kokosjoghurt mit seiner schneeweißen Farbe. Der Geschmack war sehr intensiv nach Kokos und kalorienarm ist der Joghurt bestimmt auch nicht. Wer aber eine High-Fat Diät verfolgt oder einfach auf Kokos steht, ist damit gut beraten. Auch der Mandeljoghurt ist sehr fettig, kann aber dafür in Rohkostqualität hergestellt werden, falls einem das wichtig ist. Das Ergebnis ist recht flüssig, selbst wenn man einen Teil der Flüssigkeit abgießt. Außerdem entsteht bei der Herstellung von Mandelmilch Trester und dieser muss schnell verarbeitet werden, da er sich nicht lange im Kühlschrank hält. Mandeljoghurt ist mit Abstand am teuersten und die Ausbeute ist recht gering. Als Salatdressing hat er mir jedoch sehr gut geschmeckt. Das Ansetzen von Joghurt mit Rejuvelake war ein Reinfall. Der Geschmack war weit entfernt von klassischem Sojajoghurt und der Aufwand doch recht groß. 

Ich bin ein Fan davon, gekauften Sojajoghurt als Starterkultur zu verwenden. Wer mehr dazu erfahren möchte und wissen will, welche Sojajoghurts sich dafür eignen kann das gerne in meinem ersten Joghurt-Beitrag: „Veganer Joghurt, lohnt das? „nachlesen. Das Nachlesen lohnt sich auf alle Fälle. 

Als Fermentationsdauer hat sich gezeigt, dass mit einer Joghurtmaschine, die konstant 40-42 °C hält und 10% Starterkultur mindestens 12 h fermentiert werden sollte. Auch ohne Maschine lässt sich Joghurt selbst herstellen. Dann sollte dieser allerdings für mindestens 24 h fermentieren und am besten etwas mehr Starterkultur verwendet werden.

von Lara Peters

Zutaten:

  • 200 g Mandeln über     Nacht eingeweicht
  • 500 mL Wasser
  • Leistungsstarker Mixer  
  • Nusssäckchen 
  • 10 % Sojajoghurt

Die Mandeln mit Wasser übergießen und über Nacht einweichen lassen. Am nächsten Tag das Wasser abkippen und die Mandeln abspülen. Dann die Mandeln mit 2 Tassen Wasser mixen und die Masse durch ein Nusssäckchen gießen. Danach die Mandelmilch mit dem Sojajoghurtansatz vermischen und für 12 h bei ca. 42 °C fermentieren. Vom fertigen Joghurt die Flüssigkeit vorsichtig abgießen (die Flüssigkeit ist auch sehr gesund und kann zum Kochen verwendet oder auch so getrunken werden).

 

Zutaten:

  • 650 mL Wasser
  • 100 g Haferflocken
  • Milchsäckchen / Nussmilchbeutel
  • 10 % Sojajoghurt (70     g)

Alle verwendeten Materialien müssen vor Gebrauch sterilisiert werden, entweder durch Auskochen oder mit 70% bis 99%-igem Alkohol. 100 g Haferflocken mit Wasser bedecken und über Nacht einweichen. Am nächsten Morgen die Haferflocken abspülen und dann mit 400 mL Wasser mixen. Die Mischung durch das Milchsäckchen drücken. Die Masse in einem Topf erhitzen und 250 mL Wasser dazugeben. Unter Rühren aufkochen, bis die Masse die gewünschte Konsistenz hat. Diese dann für ca. 1 Stunde abkühlen lassen, bis sie 40 °C hat. Dann den Sojajoghurtansatz dazugeben. Den Joghurt für 12 h bei 40°C fermentieren lassen.

Jede*r Veganer*in hat sicher schon mal die Frage gehört, ob man denn überhaupt genügend Vitamine oder Mineralstoffe bekommt. Und es ist zumindest bei der breiten Masse angekommen, dass man mit einem veganen Lebensstil B12 supplementieren sollte. Das hoffe ich jedenfalls. Aber so genau weiß man dann doch nicht Bescheid und das ist auch kein Wunder, denn die Frage, ob man, egal ob als Veganer*in, Vegetarier*in oder Mischköstler*in alle nötigen Vitamine und Mineralstoffe bekommt, ist nun wirklich nicht leicht zu beantworten. Deshalb habe ich das Thema aufgeteilt und werde mich im Folgenden zunächst den Mineralstoffen und Spurenelementen widmen. Den Großteil meiner Informationen habe ich aus dem Buch „Vegan-Klichee ade!“ von Niko Rittenau, einem vegan lebenden Ernährungswissenschaftler. Er hat mir freundlicherweise die Recherchearbeit abgenommen und alles, was es über dieses Thema und auch weitere Themen zu wissen gilt, angenehm aufbereitet. An dieser Stelle möchte ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Das ist meine persönliche Meinung und keine bezahlte Werbung oder dergleichen. Das muss man ja heutzutage immer dazu sagen.

Nun aber weiter im Text. Zunächst einmal möchte ich die Begrifflichkeiten klären. Es verhält sich nämlich so, dass in unseren Lebensmitteln sowohl Makro- als auch Mikronährstoffe enthalten sind und beide sind wichtig, damit unser Körper gut funktioniert. Als Makronährstoffe bezeichnet man Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette. Sie liegen in deutlich höherer Konzentration vor und liefern Kalorien, also Energie für den Körper. Mikronährstoffe sind sowohl Vitamine, Mineralstoffe als auch Spurenelemente. Sie werden allesamt in deutlich geringerer Konzentration benötigt, sind aber wichtig, damit die Reaktionen um und in den Zellen des Körpers funktionieren. Ihre Aufgaben sind teilweise sehr divers. Von den im folgenden Text erwähnten zählen Zink, Iod, Eisen und Selen zu den Spurenelementen, die sich von den Mineralstoffen nur dadurch unterschieden, dass sie in noch geringerer Konzentration benötigt werden [1]https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/mineralstoffe-5074.html . Der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen variiert je nach Alter, Geschlecht und Lebensumständen. Bei Über- oder Untergewicht, sowie bei viel Sport, im Alter, in der Schwangerschaft, der Stillzeit und im Wachstum verändert sich die Zufuhrempfehlung. Bei chronisch Kranken steigt der Mineralstoffbedarf an und auch bei Medikamenteinnahme, Rauchen und Alkoholkonsum verändert sich der Bedarf. Außerdem kann die Bioverfügbarkeit (also die Fähigkeit unseres Körpers, von einem Lebensmittel den gewünschten Stoff aufzunehmen) durch Zubereitung, Lebensmittelgruppe und Nahrungskombination stark variieren. Ihr seht also, es ist nicht so leicht klare Zufuhrempfehlungen festzulegen. Das ist auch einer der Gründe, weshalb die Zufuhrempfehlungen oft willkürlich wirken.

Dazu kommt, dass die Datenlage über einige Mikronährstoffe noch nicht ausreichend ist. Wenn das alles so ungenau und schwer zu bestimmen ist, warum sich dann überhaupt die Mühe machen? Zum Glück können trotz dieser vielen variierenden Faktoren Wertebereiche abgesteckt werden, bei denen man davon ausgeht, dass es sicher ist, sie einzuhalten. Denn für viele Mineralstoffe und Spurenelemente gilt: Sowohl zu wenig als auch zu viel schadet unserem Körper. Fies, oder? Die angegebenen Zufuhrempfehlungen sind so aufgestellt, dass bei deren Einhaltung, der Nährstoffbedarf von 97-98% der jeweiligen Altersgruppe gedeckt wird. Außerdem ist die Bioverfügbarkeit und der Verlust während der Zubereitung mit einberechnet. Die Zufuhrempfehlung liegt also für einen Teil der Bevölkerung über deren bedarf und das nicht Einhalten der Zufuhrempfehlung ist deshalb nicht mit einem Mangel gleichzusetzen. Zu viel von einem Nährstoffs ist oft auch nicht gesund, deshalb gibt es das Tolerable Upper Intake Level, kurz UL, das die Menge des Nährstoffs angibt, die über einen längeren Zeitraum maximal zugeführt werden kann, ohne, dass man negative Konsequenzen, selbst für die sensibelsten Personen der Altersgruppe zu erwarten. Wer sich also zwischen UL und Zufuhrempfehlung bewegt sollte auf der sicheren Seite sein. Aber Achtung! Die meisten Daten wurden für Mischköstler*innen gesammelt, weshalb für vegetarisch und vegan lebenden Personen an mancher Stelle andere Regeln gelten und genau das schauen wir uns jetzt an.

Eisen:

Eisen ist ein Spurenelement und ist für den Körper wichtig, weil es am Sauerstofftransport, an der Immunfunktion und der Gehirnfunktion beteiligt ist [2]Insel,P.,Ross, D., Mcmahon,K.Bernstein,M.(2017) Nutrition (6. Auflage). Burlington: Jones  Barlett Learning, 506.. Weltweit ist Eisenmangel der häufigste Nährstoffmangel und auch in Industrieländern in relevanter Zahl vertreten [3]https://www.who.int/nutrition/publications/en/ida_assessment_prevention_control.pdf. Das gilt aber nicht nur für Vegetarier*innen und Veganer*innen, sondern eben auch für Mischköstler*innen. In einer vergleichenden Studie in der Schweiz war ein Eisenmangel in allen drei Gruppen etwa gleich häufig vertreten [4]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26502280/. Da der Eisenstatus einer Schwangeren Auswirkungen auf den Eisenstatus des Kindes hat und sich der Eisenbedarf während der Schwangerschaft sogar verdoppelt, sollte auf die Versorgung von schwangeren und Kindern besonderes Augenmerk gelegt werden. Deshalb wurde früher während der Schwangerschaft obligatorisch Eisen supplementiert. Heute wird zuminderst von hohen Dosen, ohne vorher diagnostizierten Eisenmangel der Mutter, aufgrund von potentiellen Nebenwirkungen eher abgeraten [5]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17486170/. Dieses Thema sollte jedoch mit einem Arzt abgeklärt werden. Zu viel Eisen kann wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs potenziell erhöhen. Während in den USA das UL auf 45 mg/Tag festgelegt wurde, wird aus genannten Gründen in Deutschland nur empfohlen, die Zufuhrempfehlung zu erreichen und kein UL festgelegt. Das bedeutet, es gibt keine sichere Obergrenze bzw. die sichere Obergrenze entspricht der, in Tabelle 1 angegebenen, Zufuhrempfehlung.

Aber wie erreicht man nun die Zufuhrempfehlung und ist das als vegan lebende Person einfach so möglich? Ja, das ist es. Es erfordert lediglich etwas Planung und Kenntnis über die Lebensmittel, aber dafür bin ich ja da. Es gibt nämlich einen Unterschied zwischen tierischem und pflanzlichem Eisen. In Pflanzen ist das sogenannte Nicht-Hämeisen enthalten und in tierischen Produkten zum Teil Nicht-Hämeisen und, wer hätte es gedacht, Hämeisen. Die Bioverfügbarkeit von Nicht-Hämeisen wird aber deutlich stärker von anderen Nahrungsbestandteilen in Lebensmitteln beeinflusst, als das Hämeisen. Da die Bioverfügbarkeit bei Eisen sowieso schon nicht sonderlich hoch ist (Hämeisen 15-35%), ist diese bei der Eisenzufuhr oft der limitierende Faktor. Nicht-Hämeisen kommt bei einer eher schlechten Lebensmittelkombination z.B. nur auf eine Bioverfügbarkeit von 5% [6]http://www.vitalstoff-lexikon.de/Spurenelemente/Eisen/.Wir sind eben doch mehr als nur die Summe unserer Teile. Aus diesem Grund wird an mancher Stelle die doppelte Eisenzufuhr für Vegetarier*innen und Veganer*innen empfohlen [7]https://ods.od.nih.gov/pdf/factsheets/Iron-Consumer.pdf. Das ist aber nicht unbedingt nötig, denn da die Eisenabsorption so abhängig davon ist, wie wir unsere Lebensmittel kombinieren, können wird das einfach zu unserem Vorteil nutzen. Hemmend auf die Eisenabsorption wirken die Phytinsäure, Polyphenole und hoch dosierte Zink-, Kalzium- oder Eisenpräparate. Wer also auf Kalzium- und Zinkpräparate angewiesen ist, sollte sie nicht direkt zu den eisenreichen Mahlzeiten einnehmen. Eisenpräparate sollten besser niedriger dosiert und auf mehrere Mahlzeiten verteilt werden. Polyphenole sind an sich sehr gesunde Pflanzenstoffe, die v.a. in Kakao, Kaffee und Tee vorkommen. Wenn man seinen Tee/Kaffee also mindesten 1 h vor oder 2 h nach der eisenreichen Mahlzeit trinkt, ist man damit gut beraten. Die Phytinsäure verdient einen eigenen Abschnitt, aber so viel sei gesagt: Sie kommt in Vollkorngetreide vor und kann durch Zubereitungsmethoden wie Fermentation (also auch in Sauerteig), Einweichen, Keimen lassen oder Erhitzen reduziert werden. Man kann sich aber auch auf die positiven Dinge im Leben konzentrieren und sich anschauen, wie man die Eisenaufnahme fördern kann. Das ist nämlich gar nicht so schwer. Die Eisenaufnahme wird verbessert durch Vitamin C, organische Säuren, beta-Carotine und schwefelhaltige Lebensmittel. Vitamin C ist z.B. reich vertreten in Paprika, Rosenkohl, Grünkohl, Brokkoli und Zitronen. Organische Säuren sind die Zitronensäure (vertreten in Himbeeren, Kiwis, Erdbeeren, Orangen, Tomaten, Paprika [8] Souci, S. W., Fachmann, W.  Kraut, H. (2016) Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwerttabellen (8. Auflage) Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Apfelsäure (Rhababer, Aprikosen, Kirschen, Pflaumen, Brombeeren, Heidelbeeren [9]Souci, S. W., Fachmann, W.  Kraut, H. (2016) Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwerttabellen (8. Auflage) Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart und Milchsäure (fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Sojasauce [10]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2387277/). Beta-Carotine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in einigen Lebensmitteln für die gelb-orange Färbung verantwortlich sind und z.B. in Süßkartoffeln, Karotten, Grünkohl, Spinat, Honigmelonen und Feldsalat vorkommen. Schwefelhaltige Pflanzen kann man finden, wenn man seiner Nase folgt. Diese führt einen dann zu Knoblauch, Zwiebeln, Lauch und Frühlingszwiebeln. Nun kombiniert man diese tollen Helfer, von denen Vitamin C besonders hilfreich ist, mit eisenreichen Lebensmitteln. Die da wären: Kürbiskerne, Sesam, Haferflocken, Aprikosen, Mandeln, Tofu, Amaranth und Linsen. Um es ein wenig einfacher zu machen habe ich mir für euch Rezepte überlegt.

Gefüllte Paprika (eisenreich)

Tabelle 1: Empfohlene Zufuhr für Eisen nach Alter und Geschlecht laut DACH-Referenzwerten

Empfohlene Zufuhr
Alter Eisen
mg/Tag
m wa
Säuglingeb
0 bis unter 4 Monatec, d 0,5
4 bis unter 12 Monate 8
Kinder
1 bis unter 4 Jahre 8
4 bis unter 7 Jahre 8
7 bis unter 10 Jahre 10
10 bis unter 13 Jahre 12 15
13 bis unter 15 Jahre 12 15
Jugendliche und Erwachsene
15 bis unter 19 Jahre 12 15
19 bis unter 25 Jahre 10 15
25 bis unter 51 Jahre 10 15
51 bis unter 65 Jahre 10 10
65 Jahre und älter 10 10
Schwangere   30
Stillendee 20
anichtmenstruierende Frauen, die nicht schwanger sind oder nicht stillen: 10 mg/Tag
bausgenommen Unreifgeborene
cHierbei handelt es sich um einen Schätzwert.
dEin Eisenbedarf besteht infolge der dem Neugeborenen von der Plazenta als Hb-Eisen mitgegebenen Eisenmenge erst ab dem 4. Monat.
eDiese Angabe gilt für stillende und nicht stillende Frauen nach der Geburt zum Ausgleich der Verluste während der Schwangerschaft.

Jod

Jod ist, wie vielleicht manch einer schon weiß, wichtig für unsere Schilddrüse. Diese ist eine kleine Hormonfabrik und wichtig für einen funktionierenden Stoffwechsel. Jodmangel in der Kindheit kann zu kognitiven Einschränkungen führen [11]https://www.who.int/nutrition/publications/VMNIS_Iodine_deficiency_in_Europe.pdf und eine gute Jodzufuhr ist bereits während der Schwangerschaft wichtig, um dem Embryo einen Jodspeicher zu geben. Allen Schwangeren (insbesondere vegan lebenden, werdenden Müttern) wird während oder sogar schon vor der Schwangerschaft eine Supplementierung von 100-150 µg/Tag ans Herz gelegt [12]https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-013-2870-2. Mischköstler*innen(65%), Vegetarier*innen(66%) und noch mehr Veganer*innen(79%) leiden laut einer Untersuchung in der Schweiz  unter Jodmangel[13]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26502280/. Tierische Produkte wie Milch, Eier und Fleisch dienen als Jodquelle, da die Masttiere supplementiert werden [14]https://www.bfr.bund.de/cm/343/nutzen-und-risiken-der-jodprophylaxe-in-deutschland.pdf. Das ist deutlich weniger effizient als direkt zu supplementieren, aber so gelangt das Jod immerhin zum Verbraucher. Der Jodgehalt der Pflanzen und pflanzlichen Lebensmitteln hängt vom Jodgehalt des Bodens ab[15]Souci, S. W., Fachmann, W. Kraut, H. (2016) Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwerttabellen (8. Auflage). Die Böden in Deutschland enthalten leider nur wenig Jod, weshalb pflanzliche Lebensmittel keine guten Jodquellen sind. Die Ausnahme bilden Algen, denn das Jod aus den Böden wird ins Meer geschwemmt und von den Algen gesammelt. Allerding sind auch Algen mit Vorsicht zu genießen, da die Schwankungen des Jodgehalts seeehr groß sind (Kelp und Kombucha: 50.000-1.100.000µg/100 g Trockenalge) [16]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15588380/ und auch Algenkapseln können schwankende Werte haben, die nicht auf der Verpackung angegeben sind (dazu bald mehr in Nahrungsergänzungsmittel). Das kann gefährlich sein, denn auch eine Überversorgung mit Jod ist schlecht für uns. Die tägliche Maximalzufuhr liegt bei 1100-500 µg/Tag für Erwachsene. Besonders Personen, die lange Zeit schlecht mit Jod versorgt waren, sollten sich an die 500 µg/Tag Grenze halten. Die Geschichte ist also ziemlich knifflig, was? Es gibt aber eine einfache Lösung und diese Lösung gibt es nicht erst seit gestern. Sie lautet jodiertes Speisesalz. Da war nämlich mal ein schlauer Kopf am Werk und hat einfach das Salz mit Jod versetzt. Wenn man sich an die empfohlene Tagesmenge von 5-6 g Salz/Tag hält, bekommt man immerhin 100-120 g Jod/Tag [17]https://www.jodmangel.de/broschuerenbestellung/pdf/11553_2007_68_OnlinePDF.pdf und kann die schlimmsten Mängel schonmal verhindern. Selbst wenn man dann mal zu viel Salz futtert, wie das heute fast gang und gäbe ist, holt man sich noch lange keine Überdosis. Ganz schön cool, eigentlich. Nur leider erlebe ich immer wieder, dass das arme, jodierte Speisesalz zu Unrecht einen schlechten Ruf hat, nur weil „jodiert“ nicht so natürlich klingt wie „Meersalz“. Dabei kann man mit Meersalz leider nicht im geringsten seinen Jodbedarf decken und ohne jodiertes Speisesalz können 96-97% der Deutschen nicht die empfohlene Tageszufuhr erreichen[18]V(Zugriff am 21.08.21. Veganer*innen sind meist noch schlechter dran (außer sie futtern regelmäßig   Algen) zeigen Studien aus Deutschland [19]https://doi.org/10.1038/sj.ejcn.1601629 und der Schweiz [20]https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/6272567/. Mein Fazit also: Warum also das arme, jodierte Speisesalz außen vor lassen? Integriert es in euren Speiseplan.

Tabelle 2: Empfohlene Zufuhr für Jod nach Alter und Land laut DACH-Referenzwerten[21] https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/?L=0 (besucht am 22.0821)

Alter Jod
Deutschland, Österreich
µg/Tag
0 bis unter 4 Monatea 40
4 bis unter 12 Monate 80
1 bis unter 4 Jahre 100
Kinder  
4 bis unter 7 Jahre 120
7 bis unter 10 Jahre 140
10 bis unter 13 Jahre 180
13 bis unter 15 Jahre 200
Jugendliche und junge Erwachsene  
15 bis unter 19 Jahre 200
19 bis unter 25 Jahre 200
25 bis unter 51 Jahre 200
51 bis unter 65 Jahre 180
65 Jahre und älter 180
Schwangere 230
Stillende 260
aHierbei handelt es sich um einen Schätzwerte.

Kalzium:

„Du musst doch Milch trinken, damit du genug Kalzium für die Knochen bekommst.“ Diese Aussage ist mir persönlich nicht unbekannt, dafür bei mir eher unbeliebt. Aber wieviel Wahrheit steckt drin und wo kommt das Kalzium in der Milch her? Um das zu klären, fangen wir wieder am Anfang an. Kalzium ist ein Mineralstoff (da die Zufuhrempfehlung bei über 50 mg/Tag liegt) und wird zu 99% in den Zähnen und Knochen gespeichert [22] Insel, P., Ross, D., McMahon, K.  Bernstein, M. (2017). Nutrition (6. Auflage) Burlington: jones  Barlett Learning, 485.. Nur ein Prozent erfüllt Aufgaben in den Zellen wie Reizübertragung in Gehirn und Rückenmark, Blutgerinnung und Muskelkontraktion [23]Gröber, U. (2011). Mikronährstoffe: Metabolic Turning – Prävention – Therapy (3. Aufl.). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 209.. Ja, Kalzium ist auch wichtig für die Knochengesundheit, ist aber nicht alleine dafür zuständig. Eine große Rolle spielt Vitamin D [24]http:// doi 10.1016/S0140-6736(07)61342-7 ebenso wie viele weitere Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und auch Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Sport und Bewegung. Die Beziehung zwischen Kalzium und den Knochen ist also keinesfalls geradlinig und man kann nicht von einem schlechten Knochenstatus auf einen Kalziummangel schließen oder umgekehrt. Dennoch ist es natürlich unser Ziel, ob als Veganer*in, Vegetarier*in oder Mischköstler*in, die Zufuhrempfehlungen für Kalzium zu erreichen. Leider gelingt das 46% der Männer und 55% der Frauen nicht [25]https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/NVS_ErgebnisberichtTeil2.html (abgerufen am 18.08.21). Weder Fleisch noch Fisch sind gute Kalziumlieferanten. Milch (Milch mit einem Prozent Fettgehalt enthält 125 mg Calcium/100 mL) und Milchprodukte bilden tatsächlich die Hauptgruppe der kaliumreichen Lebensmittel. Es ist also nicht verwunderlich, dass Veganer*innen im Schnitt eine geringere Kalziumzufuhr und Knochenmineraldichte als Mischköstler*innen haben [26]http://doi 10.3390/nu6031318 . Auch wenn nicht mehr Knochenbrücke bei Veganer*innen verzeichnet wurden, ist das für mich persönlich doch ein guter Grund, vermehrt auf eine ausreichende Kalziumzufuhr zu achten.  Während einer Schwangerschaft kann eine Supplementierung in Betracht gezogen werden. Bei einer Studie konnte eine Supplementierung von 1000 mg/Tag das Schwangerschaftskomplikationsrisiko senken [27]https://doi.org/10.1002/14651858.CD001059.pub5. Dies sollte aber nicht leichtfertig geschehen und ausreichend mit einem Arzt besprochen werden. Zu viel Kalzium, z.B. als Nahrungsergänzungsmittel, hemmt wiederum die Kalziumaufnahme [28]http://doi 10.1002/jbmr.5650051107 und kann das Risiko für Frakturen (kleine Risse in den Knochen) erhöhen [29]http:// doi 10.1136/bmj.d1473 . Das UL für Kalzium liegt bei 2500 mg/Tag. Über dem UL dominiert das erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen[30]Biesalkski, H. K. (2016) Vitamine- Indikation, Diagnostik, Therapie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 146..

Da man als Veganer*in aber eher zu wenig Kalzium bekommt, als zu viel, schauen wir uns mal an, wie man seine Kalziumzufuhr verbessern kann. Einige Hersteller von pflanzlicher Milch und pflanzlichem Joghurt haben bereits auf den Bedarf von Menschen reagiert, die auf tierische Milch verzichten und versetzen ihre Produkte mit Kalzium. Ich persönlich finde das ziemlich gut. Für manch einen mag das abschreckend klingen, weil es „unnatürlich“ wirkt, allerdings fällt der Tofu auch nicht als Fallobst vom Baum und Lebensmittel oder Techniken in „natürlich“ und „unnatürlich“ einzuteilen ist, eine sehr subjektive Kategorisierung, die einem keine Infos über den gesundheitlichen Nutzen gibt. Den Pflanzendrink sollte man vor dem Trinken einmal kräftig durch shaken um die Rotalgen, mit denen das Kalzium gerne zugesetzt wird, vom Boden zu lösen und zu verteilen. Auch Mineralwasser wird öfter mal mit Kalzium versetzt und man kann gezielt danach im Supermarkt suchen. Falls man eine Supplementierung in Betracht zieht, sollte man maximal 500 mg/Tag supplementieren und diese evtl. mit einem Vitamin D Präparat ergänzen [31]https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/how-much-calcium-do-you-really-need (besucht am 18.08.21. Nochmal: Nahrungsergänzungsmittel sollten zuvor mit einem Arzt besprochen werden. Um die Aufnahme von Kalzium zu verbessern, sollte man organische Säuren und Vitamin C [32] European Food Safety Authority. (2012). Scientific Opinion on the Tolerable Upper Level of calcium. EFSA Journal, 10(7), 2814 mit kalziumreichen Lebensmitteln kombinieren. Einige Aminosäuren (aus Proteinen) können ebenfalls die Aufnahme verbessern [33] http://www.vitalstoff-lexikon.de/Mineralstoffe/Calcium/(besucht am 22.08.21). Vermeiden sollte man die Kombination mit Phytinsäure. Im Verdacht, die Aufnahme zu hemmen, stehen außerdem Ballaststoffe und Oxalsäure (in Rhababer und Spinat) [34] http://www.vitalstoff-lexikon.de/Mineralstoffe/Calcium/ (besucht am 22.08.21). Reich an Kalzium sind Grünkohl, Rucola, Brennesseln, Brokkoli, Sesam, Chiasamen, Leinsamen, Mandeln, Haselnüsse, Oliven, Sojabohnen und Kichererbsen.

Chiapudding (kalziumreich)

Tabelle 3: Empfohlene Zufuhr für Kalzium nach Alter laut DACH-referenzwerten[35]https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/calcium/?L=0

Empfohlene Zufuhr
Alter Calcium
mg/Tag
Säuglingea
0 bis unter 4 Monate 220
4 bis unter 12 Monate 330
Kinder
1 bis unter 4 Jahre 600
4 bis unter 7 Jahre 750
7 bis unter 10 Jahre 900
10 bis unter 13 Jahre 1100
13 bis unter 15 Jahre 1200
Jugendliche und Erwachsene
15 bis unter 19 Jahre 1200
19 bis unter 25 Jahre 1000
25 bis unter 51 Jahre 1000
51 bis unter 65 Jahre 1000
65 Jahre und älter 1000
Schwangereb 1000
Stillendec 1000
aHierbei handelt es sich um einen Schätzwerte.
bSchwangere < 19 Jahre 1200 mg
cStillende < 19 Jahre 1200 mg

Zink:

Zink ist, was seine Fähigkeiten als Spurenelement betrifft, ein Allrounder, denn Zink ist an fast allen lebenswichtigen Prozessen in irgendeiner Form beteiligt. Der Körper speichert Zink zu 60 % in den Muskeln und zu 30 % in den Knochen. Ähnlich wie bei Eisen lautet meist nicht die Frage, ob man genug Zink bekommt, sondern ob die Bioverfügbarkeit hoch genug ist. Zum Beispiel ist der Zinkgehalt, noch stärker als andere Spurenelemente und Mineralstoffe, von der Phytinsäure in den Lebensmitteln abhängig. Deshalb wird in der DACH-Referenzwerttabelle der Zinkbedarf auch in Abhängigkeit von der Phytatzufuhr angegeben[36] https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/warum-beruecksichtigen-die-neuen-zinkempfehlungen-die-phytatzufuhr/?zink-phytat (besucht am 22.08.21). Weitere Stoffe, die die Zinkaufnahme hemmen können, sind die uns schon bekannten Polyphenole (enthalten in Kaffee, Tee und Kakao) aber auch hochdosierte Eisenpräparate. Die Zinkaufnahme wird verbessert durch schwefelhaltige Lebensmittel (Zwiebel, Lauch, Knoblauch) und organische Säuren (Milchsäure aus fermentierten Lebensmitteln, Apfelsäure aus Äpfeln, Quitten, Weintrauben oder Zitronensäure aus Äpfeln, Birnen, Johannisbeeren). Also fast alles, wie wir es von der Eisenaufnahme kennen. Aber auch eine hohe Proteinzufuhr, insbesondere der Aminosäuren Histidin, Cystein und Methionin (die in Hülsenfrüchten und Nüssen enthalten sind [37] … Weiterlesen) verbessert die Zinkaufnahme. Aufgrund der meist niedrigeren Bioverfügbarkeit wird für Vegetarier*innen und Veganer*innen die 1,5-fache Menge an Zink [38]http://doi 10.17226/10026 . Dieser Werte werden aber oft in Kurzzeitexperimenten ermittelt. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass sich der Körper an eine niedrigere Bioverfügbarkeit anpassen kann. Deshalb ist fraglich, ob eine 50 %-ige Erhöhung sinnvoll ist. Dennoch sollte die Zinkzufuhr für Vegetarier*innen und Veganer*innen über der von Mischköster*innen liegen. Das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche im Wachstum. Für Babys, die gestillt werden, ist die Zinkaufnahme weniger kritisch, da der Zinkgehalt der Muttermilch nicht von der Zinkzufuhr der Mutter abhängig ist. Falls eine Supplementierung in Erwägung gezogen wird, sollte sich die Zinkmenge pro Tag im Supplement auf ca. 6,5 mg beschränken [39]https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2021/11/hoechstmengen_fuer_vitamine_und_mineralstoffe_in_nahrungsergaenzungsmitteln_und_angereicherten_lebensmitteln-269582.html (besucht am 18.08.21., denn auch bei Zink ist der Grad schmal zwischen Unter- und Überdosierung. Die Tageshöchstzufuhr (UL) liegt bei 25-40 mg Zink/Tag [40]http://doi 10.17226/10026 . Außerdem wird für die Supplementierung ein Zinkhistidin-Präparat empfohlen. Histidin ist eine Aminosäure und kann vermutlich die Zinkaufnahme verbessern [41] Hahn, A., Ströhle, A.  Wolters, M. (2016). Ernährung-Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (3. Auflage). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlaggesellschaft Stuttgart,323.. Die Bedarfsdeckung von Zink ist aber auch mit einer gut geplanten veganen Ernährung möglich. Zinkreiche Lebensmittel sind z.B. Linsen, Sojabohnen, andere Hülsenfrüchte, Haferflocken, Vollkorngetreide, Nüsse und Kerne wie Sesam, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Paranüsse, usw[42]http://www.vitalstoff-lexikon.de/Spurenelemente/Zink/Lebensmittel.html.

Hummusrezept (zinkreich)

Tabelle 4: Empfohlene Zufuhr für Zink nach Alter, Geschlecht und Phytatzufuhr laut DACH-Referenzwerten. 330 mg Phytat/Tag = niedrig, 660 mg Phytat/Tag = mittel, 990 mg Phytat/Tag = hoch[43]https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/zink/?L=0.

Empfohlene Zufuhr
Alter Zinka
mg/Tag
m w
nie­dri­ge Phy­tat­zu­fuhrb mit­tler­e Phy­tat­zu­fuhrc ho­he Phy­tat­zu­fuhrd nie­dri­ge Phy­tat­zu­fuhrb mit­tler­e Phy­tat­zu­fuhrc ho­he Phy­tat­zu­fuhrd
Säug­lin­ge
0 bis un­ter 4 Mo­na­tee 1,5
4 bis un­ter 12 Mo­na­te 2,5
Kin­der und Ju­gend­lich­e
1 bis un­ter 4 Jah­re 3
4 bis un­ter 7 Jah­re 4
7 bis un­ter 10 Jah­re 6
10 bis un­ter 13 Jah­re 9 8
13 bis un­ter 15 Jah­re 12 10
15 bis un­ter 19 Jah­re 14 11
Er­wach­se­ne
19 bis un­ter 25 Jah­re 11 14 16 7 8 10
25 bis un­ter 51 Jah­re 11 14 16 7 8 10
51 bis un­ter 65 Jah­re 11 14 16 7 8 10
65 Jah­re und älter 11 14 16 7 8 10
Schwan­ger­e
1. Tri­mes­ter   7 9 11
2. und 3. Tri­mes­ter   9 11 13
Stil­len­de   11 13 14

Selen:

Selen verhält sich nicht unähnlich zu Jod. Beide Spurenelemente können sowohl im Mangel als auch bei Überversorgung unserem Körper Schaden zufügen. Eine gute Selenversorgung bringt ein geringeres Risiko von kanzerogenen[44]http://doi.org/10.1080/01635581.2011.607544 und kardiovaskulären Erkrankungen[45]http://doi.org/10.1093/ajcn/84.4.762 , sowie ein geringeres Risiko für Insulinresistenz [46]http://doi.org/10.1371/journal.pone.0174149 mit sich. Weiterhin hat Selen eine protektive Wirkung vor Viren (antiviral), Entzündungen (antiinflammatorisch) und Rheuma (antirheumatisch) [47]Rhayman, M. P. (2012). Selenium and human health. Lancet, 379(9822),1256-1268. Der Selengehalt von Lebensmitteln ist stark vom Selengehalt der Böden abhängig. Die USA, Kanada und Südamerika haben selenreiche Böden [48]http://doi.org/10.1093/ajcn/76.1.100 . Über diese können z.B. Getreide, Pseudogetreide, Nüsse, Samen und Pilze Selen aufnehmen und sind dann ebenfalls selenreich. Finnland hat aus diesem Grund angefangen, seine Böden über den Dünger mit Selen anzureichern und damit erreicht, dass 2/3 der Bevölkerung weniger Selenunterversorgt sind, als in den restlichen europäischen Ländern[49]http:/7doi.org/10.1039/an9952000841 . Das wäre eine wünschenswerte Maßnahme in Deutschland, besonders für alle hiesigen Vegetarier*innen und Veganer*innen. Mischköstler*innen erhalten teilweise Selen aus Fleischprodukten, da die Masttiere mit Selen supplementiert werden, um deren Infektionsrisiko zu verringern und sie fruchtbarer zu halten[50]Biesalski, H. K., Bischoff, S. C., Pirlich, M.  Weimann, A. (2018)Ernährungsmedizin-Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer (5.Auflage). Stuttgart: Georg Thieme Verlag, … Weiterlesen. Mischköstler*innen supplementieren also quasi auf Umwegen. Deshalb wäre eine moderate Supplementierung von Selen als europäischer Veganer*in und Vegetarier*in in Erwägung zu ziehen, da Eier und Milch augenscheinlich keinen relevanten Beitrag zur Selenversorgung leisten[51]Sobiecki, J. G., Appleby, P. N., Bradbuy, K. E.  Key, T. J. (2016). High compilance with dietary recommendations in a cohort of meat eaters, fisch aters, vegeatrieans, and vegans: results from … Weiterlesen. Wichtig ist, dass nur in moderaten Mengen supplementiert wird und die Supplementierung am besten zuvor mit einem Arzt abgesprochen wird, denn die ideale Zufuhrmenge für Selen bewegt sich in einem kleinen Bereich. Das UL für Erwachsene liegt bei 300-400 µg/Tag [52]https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/assets/UL_Summary_tables.pdf (Zugriff am 21.08.21. Rein theoretisch ist auch eine Bedarfsdeckung über Paranüsse oder Steinpilze möglich. Da Steinpilze aber sehr teuer sind und wilde Steinpilze strahlenbelastet sein können, sind sie eher ungeeignet [53]https://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/broschueren/ion/stth-lebensmittel.pdf?__blob=publicationFile&v=6(Zugriff am 21.08.21). Paranüsse hingegen unterliegen extremen Schwankungen im Selengehalt, sodass eine einzelne Paranuss den Tagesbedarf um ein Vielfaches übersteigen, oder aber in keinster Weise decken könnte [54]http://doi.org/ 10.1007/s00394-014-0829-2 . Im Durchschnitt kann jedoch mit zwei Nüssen pro Tag der Bedarf gedeckt werden. Falls man sich über Paranüsse mit Selen versorgen möchte, sollte man am besten bolivianische Paranüsse wählen, da brasilianische Paranüsse teilweise toxisch hohe Mengen an Selen [55]http://doi.prg/10.1016/j.chemosphere.2017.08.158 enthalten. Ich betrachte diese Methode jedoch als kritisch, weshalb ich mir nun ein Selensupplement von 100 µg/Tag (besser wären 70 µg/Tag siehe Tabelle) besorgt habe und darüber meinen täglichen Selenbedarf decke. Dafür verzichte ich auf Paranüsse und Steinpilze, um meine Zufuhr nicht zu übersteigen.

Tabelle 5: Empfohlene Zufuhr für Selen nach Alter laut DACH-Referenzwerten[56]https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/selen/.

Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr
Alter Selen
µg/Tag
m w
Säuglinge
0 bis unter 4 Monate 10  
4 bis unter 12 Monate 15  
Kinder und Jugendliche  
1 bis unter 4 Jahre 15  
4 bis unter 7 Jahre 20  
7 bis unter 10 Jahre 30  
10 bis unter 13 Jahre 45  
13 bis unter 15 Jahre 60  
15 bis unter 19 Jahre 70 60  
Erwachsene  
19 bis unter 25 Jahre 70 60  
25 bis unter 51 Jahre 70 60  
51 bis unter 65 Jahre 70 60  
65 Jahre und älter 70 60  
Schwangere   60  
Stillende 75  
von Lara Peters

Quellen

Quellen
1 https://www.bfr.bund.de/de/a-z_index/mineralstoffe-5074.html
2 Insel,P.,Ross, D., Mcmahon,K.Bernstein,M.(2017) Nutrition (6. Auflage). Burlington: Jones  Barlett Learning, 506.
3 https://www.who.int/nutrition/publications/en/ida_assessment_prevention_control.pdf
4 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26502280/
5 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17486170/
6 http://www.vitalstoff-lexikon.de/Spurenelemente/Eisen/
7 https://ods.od.nih.gov/pdf/factsheets/Iron-Consumer.pdf
8 Souci, S. W., Fachmann, W.  Kraut, H. (2016) Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwerttabellen (8. Auflage) Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
9 Souci, S. W., Fachmann, W.  Kraut, H. (2016) Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwerttabellen (8. Auflage) Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
10 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2387277/
11 https://www.who.int/nutrition/publications/VMNIS_Iodine_deficiency_in_Europe.pdf
12 https://link.springer.com/article/10.1007/s00112-013-2870-2
13 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26502280/
14 https://www.bfr.bund.de/cm/343/nutzen-und-risiken-der-jodprophylaxe-in-deutschland.pdf
15 Souci, S. W., Fachmann, W. Kraut, H. (2016) Die Zusammensetzung der Lebensmittel Nährwerttabellen (8. Auflage
16 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15588380/
17 https://www.jodmangel.de/broschuerenbestellung/pdf/11553_2007_68_OnlinePDF.pdf
18 V(Zugriff am 21.08.21
19 https://doi.org/10.1038/sj.ejcn.1601629
20 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/6272567/
21 https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/?L=0 (besucht am 22.0821
22 Insel, P., Ross, D., McMahon, K.  Bernstein, M. (2017). Nutrition (6. Auflage) Burlington: jones  Barlett Learning, 485.
23 Gröber, U. (2011). Mikronährstoffe: Metabolic Turning – Prävention – Therapy (3. Aufl.). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 209.
24 http:// doi 10.1016/S0140-6736(07)61342-7
25 https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/NVS_ErgebnisberichtTeil2.html (abgerufen am 18.08.21
26 http://doi 10.3390/nu6031318
27 https://doi.org/10.1002/14651858.CD001059.pub5
28 http://doi 10.1002/jbmr.5650051107
29 http:// doi 10.1136/bmj.d1473
30 Biesalkski, H. K. (2016) Vitamine- Indikation, Diagnostik, Therapie. Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 146.
31 https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/how-much-calcium-do-you-really-need (besucht am 18.08.21
32 European Food Safety Authority. (2012). Scientific Opinion on the Tolerable Upper Level of calcium. EFSA Journal, 10(7), 2814
33 http://www.vitalstoff-lexikon.de/Mineralstoffe/Calcium/(besucht am 22.08.21)
34 http://www.vitalstoff-lexikon.de/Mineralstoffe/Calcium/ (besucht am 22.08.21
35 https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/calcium/?L=0
36 https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/warum-beruecksichtigen-die-neuen-zinkempfehlungen-die-phytatzufuhr/?zink-phytat (besucht am 22.08.21)
37 http://www.vitalstoff-lexikon.de/index.php?PHPSESSID=dtllnck6l2t2pm65e8jk0np9l0&activeMenuNr=7&menuSet=1&maincatid=173&subcatid=535&mode=showarticle&artid=1130&arttitle=Lebensmittel&
38 http://doi 10.17226/10026
39 https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2021/11/hoechstmengen_fuer_vitamine_und_mineralstoffe_in_nahrungsergaenzungsmitteln_und_angereicherten_lebensmitteln-269582.html (besucht am 18.08.21.
40 http://doi 10.17226/10026
41 Hahn, A., Ströhle, A.  Wolters, M. (2016). Ernährung-Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie (3. Auflage). Stuttgart: Wissenschaftliche Verlaggesellschaft Stuttgart,323.
42 http://www.vitalstoff-lexikon.de/Spurenelemente/Zink/Lebensmittel.html
43 https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/zink/?L=0
44 http://doi.org/10.1080/01635581.2011.607544
45 http://doi.org/10.1093/ajcn/84.4.762
46 http://doi.org/10.1371/journal.pone.0174149
47 Rhayman, M. P. (2012). Selenium and human health. Lancet, 379(9822),1256-1268
48 http://doi.org/10.1093/ajcn/76.1.100
49 http:/7doi.org/10.1039/an9952000841
50 Biesalski, H. K., Bischoff, S. C., Pirlich, M.  Weimann, A. (2018)Ernährungsmedizin-Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer (5.Auflage). Stuttgart: Georg Thieme Verlag, 235.
51 Sobiecki, J. G., Appleby, P. N., Bradbuy, K. E.  Key, T. J. (2016). High compilance with dietary recommendations in a cohort of meat eaters, fisch aters, vegeatrieans, and vegans: results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition-Oxford study. Nut. Res, 36(5), 464-477.
52 https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/assets/UL_Summary_tables.pdf (Zugriff am 21.08.21
53 https://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/broschueren/ion/stth-lebensmittel.pdf?__blob=publicationFile&v=6(Zugriff am 21.08.21
54 http://doi.org/ 10.1007/s00394-014-0829-2
55 http://doi.prg/10.1016/j.chemosphere.2017.08.158
56 https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/selen/

Falls ihr vegan seid, kennt ihr diese Frage vielleicht. Womöglich noch gespickt mit einem gewinnenden Lächeln nach dem Motto: “Ha, erwischt! Eigentlich schmeckt dir das ja alles doch so gut, dass du nicht drauf verzichten kannst!”

Zuerst einmal: Nein, ich brauche diese Ersatzprodukte nicht. Ich wäre auch weiterhin vegan, wenn es plötzlich keine veganen Burger Patties mehr gäbe. Und es gab auch schon Veganer*innen, als es all diese Produkte noch nicht gab.

Aber noch viel wichtiger: Was wäre, wenn ich ohne die Ersatzprodukte nicht vegan sein könnte? Wenn ich das geschmacklich einfach bräuchte? Was genau ist hier eigentlich das Verbrechen? Ich meine, ich bin aus ethischen Gründen vegan. Nicht, weil mir Fleisch, Käse oder Eier nicht schmecken. Es geht doch gerade darum, sich trotz der eigenen geschmacklichen Präferenzen bzw. Gewohnheiten zu fragen, ob es einem das wert ist, dafür das Tierleid zu unterstützen.

Ja, ich habe früher viel und gerne Käse und Eier gegessen. Und ich hätte mir schöneres vorstellen können, als darauf zu verzichten. Ich habe lange Zeit gedacht, das wäre zu viel verlangt und zu umständlich.

Aber gerade deswegen ist es doch toll, wenn es solche Ersatzprodukte gibt. Es macht die Umstellung auf eine vegane Lebensweise leichter und abwechslungsreicher.

Und klar, der vegane Käse schmeckt nicht ganz genauso, wie der nicht vegane. Es ist aber auch einfach ein Ersatzprodukt und nicht das Produkt selbst.

Was ich sagen will: Man ist nicht als Veganer*in gescheitert, wenn man Lust auf Käse, einen Burger oder Fisch hat. Und man kann die Lust zum Glück auch durch veganes Essen befriedigen.

Und was oft vergessen wird: Vegane Ersatzprodukte sind nicht nur für Veganer*innen da! Man muss gar nicht Mitglied des exklusiven Clubs sein, um mal Kuhmilch oder den Hackfleisch Patty zu ersetzen. Gerade für Nicht-Veganer*innen oder Flexitarier*innen können sie eine gute Möglichkeit sein, sich mal ein bisschen in der tierleidfreien Ernährung auszuprobieren.

 

Ist doch dann alles super, oder?

Gaanz so einfach ist es dann doch nicht, fürchte ich. Natürlich gibt es auch bei veganen Ersatzprodukten eine Kehrseite der Medaille.

Zum einen sollte man sich bewusst machen, ob man das Unternehmen unterstützen möchte, welches das Produkt hergestellt hat. Oft gibt es vegane Ersatzprodukte von Firmen, die auch viel oder hauptsächlich nicht vegane Produkte verkaufen. Ich maße mir jetzt nicht an, entscheiden zu können, was hier richtig und falsch ist, allerdings lohnt es sich, auch da ein bisschen kritischer zu sein und sich anzuschauen, was hinter den Produkten steckt. Sorgt hier der Konsum von veganen Ersatzprodukten dafür, dass die Firma sich mehr auf diese spezialisiert und vielleicht sogar als Ziel hat, ganz auf vegane Produkte umzusteigen? Oder wurde das Sortiment nur erweitert und diese Firma sorgt im Endeffekt immer noch für genauso viel Tierleid?

Und wenn letzteres der Fall ist: Ist das für mich ein Grund, das Produkt nicht mehr zu kaufen? Oder ist es mir wichtiger, einfach allgemein durch meinen Konsum die Nachfrage nach veganen Produkten aufzuzeigen?

Was vielen vielleicht auch nicht bewusst ist, ist dass oft große Unternehmen kleinere, komplett vegane Unternehmen aus den Supermarktregalen verdrängen, da sie ein größeres Werbebudget haben und die Produkte oft auch günstiger anbieten können. Für die Supermärkte ist das also eine sicherere Sache, als die kleinen Marken aufzunehmen. Interessante Beiträge hierzu gibt es zum Beispiel von Animal Rights Watch oder von EatSmarter. Vielleicht motiviert einen das ja doch dazu, etwas bewusster auch mal die kleineren, veganen Marken zu kaufen, mich jedenfalls hat es das. Am Ende des Beitrags habe ich euch auch zwei Listen mit einem Überblick zu den Herstellern verlinkt.

 

Und was ist mit der Umwelt?

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den ökologischen Fußabdruck. Das hat zwar nicht direkt mit Veganismus zu tun, ist aber meiner Meinung nach trotzdem wichtig. Veganismus allein ist ja auch nicht der Schlüssel zur Utopie. Allgemein kann man sagen, dass ein verarbeitetes Produkt einen höheren ökologischen Fußabdruck hat, als ein nicht verarbeitetes Produkt. Umweltfreundlicher wäre es also, auf frisches Gemüse, Pasta, Linsen, Reis oder sonstiges zurückzugreifen, statt auf verarbeitete Ersatzprodukte.

Ein Spruch, den bestimmt viele kennen: “Every purchase is a vote.” Mit jedem Kauf signalisiert man, wofür man bereit ist, Geld auszugeben. Und das hat Folgen.

Die konkreten Folgen werden uns Konsument*innen aber nicht einfach so aufs Brot geschmiert. Sich einen richtigen Überblick zu verschaffen, was man mit seinem Kauf eigentlich genau anrichtet, kann schwierig bis unmöglich nachzuvollziehen sein. Das kann sich überwältigend anfühlen, aber ich finde, man sollte nicht gleich das Handtuch werfen. In diesem Sinne im Folgenden ein paar Anlaufstellen für übersichtliche Informationen:

 

Weitere Infos:
  • Eine tolle Übersicht zu den verschiedenen Anbietern von Ersatzprodukten, die auch laut der Seite regelmäßig überarbeitet wird, findet ihr hier. In dem Beitrag wird auch noch einmal genauer auf ein paar Vorwürfe an die Lebensmittelgiganten Nestlé und Unilever eingegangen, was ich sehr interessant finde. Darunter findet ihr dann eine Liste von Herstellern, eingeteilt in „Fleisch verarbeitende Unternehmen“, „Mischsortiment“ und „rein veganes Angebot“.
  • Eine weitere Übersicht, wenn auch etwas veraltet von 2016, gibt es hier. Auch der Rest des Beitrages lohnt sich zu lesen.

Als kleiner Disclaimer sei gesagt, dass ich zu den einzelnen Unternehmen keine eigene tiefgehende Recherche betrieben habe. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

von Freddy

Ein Einblick in ethische Gründe

Alle lieben doch Tiere, oder? Na gut, vielleicht nicht alle, aber immerhin sehr viele. Und vielleicht auch nicht gleich alle Tiere. Ich hab zum Beispiel was gegen Spinnen.

Als ich klein war, wollte ich immer unbedingt Haustiere. Ich hatte Kaninchen und Meerschweinchen, habe sogar regelmäßig Geburtstagspartys für meine Haustiere veranstaltet. Als wir in unserem Dorf dann einmal einem Mann begegnet sind, der uns ganz ernsthaft seinen Hund angeboten hat (leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was genau der Grund dafür war), flehte ich meine Mama an, diesen Hund mitnehmen zu dürfen. Das hat dann natürlich nicht geklappt, war bestimmt auch besser so, aber seitdem wuchs in mir der Wunsch, einen Hund zu haben. Der wurde dann auch einige Jahre später erfüllt, und ich hätte nicht glücklicher sein können. Gerade am Anfang war ich wie verzaubert von dem kleinen Lebewesen.

Wie mir geht es vielen Menschen in Deutschland. Ob Hunde, Katzen oder andere Haustiere, die Menschen sehnen sich nach tierischer Gesellschaft. Immerhin lebten im Jahr 2020 rund 34,9 Millionen Haustiere in Deutschland [1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/156836/umfrage/anzahl-der-haushalte-mit-haustieren-in-deutschland-2010/ (Zugriff 20.07.2021) . Und alle wollen nur das beste für ihre Lieblinge. Obwohl deren Bedürfnisse manchmal bei weitem nicht erfüllt werden (gerade bei Kleintieren ist das oft der Fall), geschieht das doch eher ohne Absicht, aus Unwissenheit. Die meisten Menschen würden wahrscheinlich nicht einmal auf die Idee kommen, ihre Haustiere zu essen.

Oder überhaupt Tiere zu essen, die sich als Haustiere qualifizieren, also Hunde, Katzen etc.

Die bloße Vorstellung davon ist für viele schon grotesk und ekelerregend, gar absurd.

Und: Die meisten Deutschen bezeichnen sich als tierlieb [2] https://www.presseportal.de/pm/52678/1537466 (Zugriff 20.07.2021, Umfrage von 2009) .

Nun gibt es aber Tiere, die hier in Deutschland regelmäßig auf dem Teller landen. In unserem Land werden immerhin knapp 2 Millionen Tiere am Tag geschlachtet [3] https://de.statista.com/infografik/22076/anzahl-der-durchschnittlich-pro-tag-in-deutschland-geschlachtete-tiere/ (Zugriff 20.07.2021) . Das sind natürlich keine Hunde oder Katzen, sondern Schweine, Hühner, Rinder oder Fische. Gibt es einen entscheidenden Unterschied zwischen ihnen und unseren geliebten Haustieren? Oder behandeln wir etwa eine dieser beiden Gruppen grundsätzlich falsch? Ist es vielleicht falsch, unsere Haustiere so zu lieben? Oder ist es vielleicht doch eher falsch, wie wir mit den sogenannten Nutztieren umgehen?

Ich werde im Folgenden für die zweite Option argumentieren, da ich es nicht als sinnvoll erachte, die Zuneigung von Menschen zu ihren Haustieren infrage zu stellen.

Natürlich ist es gefühlsmäßig ein großer Unterschied, ob ich von einem Mastschwein spreche oder vom eigenen Hund. Zu letzterem habe ich eine starke persönliche Bindung, ich kenne jede Eigenheit und Macke. Vielleicht fällt es mir auch insgesamt leichter, Hunde süß zu finden, als Schweine süß zu finden. Diese persönliche Präferenz sollte aber ethisch keine Rolle spielen, vor allem wenn es dabei um eine ganze Spezies geht. Und mal ehrlich, wie viele Menschen haben überhaupt schon mal richtig Kontakt zu Schweinen gehabt, um das beurteilen zu können? Schweine können auch extrem süß sein! Beispiel 1 und 2:

Einen grundlegenden Unterschied, der es rechtfertigen würde, Schweine ethisch generell zu vernachlässigen, gibt es aber meiner Meinung nach nicht. Schweine und auch Hühner sind im Durchschnitt schlauer als Hunde. Kühe sowie Hühner sind hoch soziale Tiere. Mehr dazu findet ihr zum Beispiel in dem Blog One Green Planet [4] https://www.onegreenplanet.org/animalsandnature/farm-animals-that-are-probably-smarter-than-your-dog/ (Zugriff 20.07.2021) . Und sowieso stellt sich hier die Frage, welche Eigenschaft ein Tier genau haben muss, um vor Ausbeutung geschützt zu sein? Muss es intelligenter als ein Hund sein? Oder vielleicht besonders reinlich? Süß? Oder reicht es vielleicht auch einfach, wenn wir wissen, dass das Tier darunter leidet, was wir ihm antun?

Meiner Meinung nach ist es rein kulturell bedingt, dass manche Tiere der Kategorie „Nutztier“ angehören und somit ausgebeutet werden können. Das bedeutet aber auch, dass wir diese Ausbeutung infrage stellen können, bzw. sollten.

Jetzt könnte man sich vielleicht fragen, warum überhaupt das ganze? Müssen wir dabei so konsequent sein und die gleichen Regeln für all diese Tiere anwenden? Kann ich nicht einfach selbst entscheiden, welche Tiere ich als Haustier halten möchte und welche bei mir auf den Teller kommen? An dieser Stelle würde ich gerne auf die altbekannte Regel aufmerksam machen, die uns gerade durch Corona noch gut im Gedächtnis sein sollte:

“Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.”

Natürlich ist es mein gutes Recht, Schweine blöd und dreckig zu finden. Aber wenn es darum geht, sie industriell zu Essen zu verarbeiten, sieht das etwas anders aus.

Klar, die Rechte von Tieren sind (im Jahr 2021, in Deutschland) andere als die von Menschen. Aber auch im deutschen Tierschutzgesetz steht: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ [5] §1 Absatz 1 Tierschutzgesetz

Was sind dann also diese „vernünftigen“ Gründe, Tiere in Massentierhaltung leiden zu lassen, zu töten und dann zu essen? Also… mal abgesehen vom Profit. Dass wir Fleisch, Milch und Eier nunmal brauchen, um uns gesund zu ernähren? Das gilt hier in Deutschland vielleicht für einige wenige Menschen, aufgrund von bestimmten körperlichen Bedingungen. Die große Mehrheit aber kann sich problemlos gesund vegan ernähren. (Ja, auch Sportler!) Mehr dazu findet ihr bald bei Ernährung.

Was ist es also dann? Der Geschmack? Die Tradition? Die Kultur? Das Lieblingsessen, das Oma früher immer gemacht hat?

Das sind mit Sicherheit alles gute Gründe, so zu essen, wie man isst. Essen hat immer auch eine emotionale und soziale Komponente: Das Lieblingsessen aus der Kindheit kann wichtiges Comfort Food sein und man möchte natürlich auch nicht immer die “schwierige” Person sein, mit der man nicht in bestimmte Restaurants gehen kann. Allerdings sollte man vielleicht trotzdem noch ein bisschen weiter denken und sich fragen: Was ist eigentlich der Preis, den ich für dieses Essen zahle? Und nein, ich meine nicht die paar Cent, für die man heutzutage ein Kilo Hackfleisch bekommt.

Ich meine das Leben und die Qual der Tiere.

Und ich finde, dieser Preis ist zu hoch.

Als ich mir dessen endlich bewusst geworden bin, und mich dazu durchgerungen habe, ganz hinter diesem Gefühl zu stehen, habe ich gemerkt, dass es tatsächlich viel einfacher war, als ich erwartet hatte. Auch vegan kochen kann einfach und ausgewogen sein und veganes Essen kann Comfort Food sein (kleiner Hinweis auf unsere leckeren Rezepte). Es kann viel Freude bereiten, neue Dinge auszuprobieren, bekanntes Essen zu “veganisieren”, oder mit Freunden vegane Restaurants auszukundschaften.

Daher jetzt meine Fragen an dich: Liebst du Tiere? Oder nur Haustiere? Ist dir der Preis vielleicht auch zu hoch?

Dann probiere es doch vielleicht einfach mal aus. Ich meine, was kann schon schief gehen?

von Freddy